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Dienstag, 27. März 2018

Printseite März 2018 / Funken


von Elina Göhrmann

Ich kann meinen Blick nicht von dir abwenden. Du verlierst dich in deiner Begeisterung, deine Grübchen vertiefen sich und du schaust mich erwartungsvoll an. „Lass uns tanzen gehen.“ Du möchtest das. Unbedingt. Man sieht es in deinen Augen, in deiner Gestik, daran, dass du nicht mehr stillstehen kannst. Und ich schaue dich nur an und denke, wie schön dich das macht. Und daran, dass ich nicht tanzen gehen möchte. Der Funke springt nicht über. Dieses Mal gelingt es dem Brausen deiner Begeisterung nicht, mich mitzureißen. Als du das begreifst, lächelst du nur und setzt dich zu mir. Ich schließe die Augen, denn ich weiß, du beruhigst diesen Sturm in dir und es ist schwer mit anzusehen, wie das Brausen aus deinem Lächeln weicht.

von Julius Lütgemeier

Sie ging wie immer durch das schemenhafte, farblose Gewirr aus Leere. Schritt wie immer durch Häuserschluchten aus zäher, schwarzer Luft. Legte sich wie immer in den trüben See, dessen Oberfläche nichts spiegelte, weil nichts da war. Aber nichts war ok. nichts war ihr genug. Dunkelland war ein seltsamer Ort. Sie war schon hier, solange sie sich erinnern konnte. Das heißt fast solange. Irgendetwas war da mal gewesen, abseits von nichts, aber das musste wirklich lange her sein. Jetzt gab es nur noch nirgendwo und nirgendwo wurde mit der Zeit auch anders, mehr. Das bemerkte sie, obwohl sie sonst nichts von dem, was in Dunkelland passierte, aufnahm. Es passierte ja nichts. Sie wurde auch müder, obwohl sie nie schlief. Sie war einfach. Sie wandelte einfach von Tag zu Tag, falls es solche denn gab, von hier nach hier. Dann vor ihr, ganz weit weg, ein Schimmer. Sie blieb stehen und starrte teilnahmslos in die Ferne. Die Entdeckung brauchte einige Zeit, bis sie durch die von Schatten verklebten Synapsen in ihrem Kopf drang. Hell. Sie setzte einen Fuß nach vorne und bemerkte, dass dies der erste Schritt dieses Lebens war, den sie irgendwohin tat. Sie zog den anderen Fuß nach und schüttelte sich kurz. Dieses Gefühl von...Antrieb war ungewohnt. Sie wusste nicht, was Licht war, aber dieses Nicht-Nichts zog sie an, ließ sie nicht los. Immer fordernder wurde es, selbst ihre Ohren schien es zu erreichen. Brummen, immer lauter, dröhnte zu ihr. Die Luft knisterte. Sie sprang nun über die zerklüftete Landschaft, ließ zerfallene Gebäude, tote Bäume hinter sich, die Augen fest auf das Leuchten gerichtet. Immer größer wurden die Abstände ihrer Schritte. Rannte sie? Ein Gefühl von Klarheit ergriff sie, peitschte sie nach vorne. Dann hörte sie den Schrei ihrer Mutter: „Sie wacht auf!"

von Tassia Weimann

Du willst gehört werden und wirst ruhig, wenn es ernst wird.
Du findest die Übeltäter, aber richtest nicht über den Schuldigen in dir.
Du möchtest, dass andere deine Perspektive sehen und selbst siehst du nur in eine Richtung.
Du willst, dass sich etwas ändert und hauchst nur leere Worthülsen in die Luft.
Du findest das Leben so beschwerlich und legst dir selbst die größten Steine in den Weg.
Du möchtest gesehen werden und versteckst dich bei jeder Gelegenheit.

Du willst, dass ich dir glaube - die Worthülsen ernstnehme.
Du findest, ich sollte das alles nicht zu schwarzsehen – nicht nur hell-dunkel.
Du möchtest ein Feuer entfachen – in mir.
Ich hoffe, du findest den Funken selbst – in dir.
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Mittwoch, 22. November 2017

Printseite November 2017 / Umwege


von Niklas Stuhr 

Ist der Weg auch das Ziel, wenn der Weg ein Umweg ist? Und was wird dann aus dem eigentlichen Ziel überhaupt, wenn ja nun auf einmal der Weg zum Ziel geworden ist? Vielleicht ist der Lebensweg so verwirrend für den Großteil der Leute, weil schon die Begrifflichkeiten so verwirrend formuliert und behaftet sind. Für mich ist das Ganze eh ein Mysterium. Ich kann keine klare Linie (was ein Umweg sowieso nicht ist) erkennen. Natürlich kann man immer sagen, dass man auch über einen Umweg ans Ziel kommen kann, aber sollte man deswegen das Abkommen vom eigentlichen Weg (Moment, oder dem Ziel? Verwirrend) in Kauf nehmen? Meist kommt man auf Abwege, wenn man verwirrt, verblendet, benebelt oder abgelenkt ist. Wird dieser Zustand auch noch durch die fehlende Klarheit des Ziels verursacht, verrennt (kleines Wortspiel) man sich in einem ewigen Teufelskreis. Vermutlich ist der einfachste Weg zum Ziel immer noch dem Pfad zu folgen, auf dem die meisten Leute laufen. Das mag natürlich verpönt sein und viele Wege führen nach Rom (ist Rom vielleicht das Ziel?), doch ich bezweifle, dass es für jeden Menschen einen eigenen Weg nach Rom gibt. Nun habe ich fast ein Plädoyer gegen Individualismus und für den Weg der Masse gehalten, doch würde ich natürlich nie selbst sagen, dass ich dem Weg anderer Leute folgen oder meine eigene Individualität aufgeben möchte. Fast schon ein Teufelskreis und genauso verwirrend wie die Definition des Ziels.

von Lara Konrad 

Hätte ich nicht die längere Strecke genommen, hätte ich niemals den Sonnenuntergang über dem Meer gesehen. Ich hätte nicht nach dem Weg fragen müssen und somit nie meinen jetzigen besten Freund kennengelernt. Wäre ich auf dem gewohnten Weg geblieben, dem vertrauten Weg, hätte ich nie all diese neuen Dinge gesehen, nie mein Lieblingscafé gefunden, nie zum Lied des Straßenmusikers im Regen getanzt. Ich hätte mich nie verirrt und wäre auf der Suche nach meinem Weg nie auf all die kleinen Pfade gestoßen, die voller Überraschungen stecken und von denen ich gar nicht wusste, dass sie existieren. Ist der kürzere Weg besser, nur weil er effizienter ist? Ist es nicht viel aufregender, einen Umweg zu nehmen, selbst mit der Gefahr, sich zu verlaufen? Die Schwierigkeit liegt schließlich nicht darin, einen bereits gefundenen Weg entlang zu gehen; die Schwierigkeit liegt darin, seinen Weg zu finden, und das immer wieder aufs Neue. Dabei ab und zu vom gewohnten Weg abzukommen, kann einen an ganz neue, nie gekannte Ziele transportieren; Ziele, nach denen man nie gesucht hat, die aber doch die eigenen sind. Es kann einen über gänzlich ungewohnte Wege führen, die nicht immer leicht sein mögen - aber um Wege zu finden, muss man manchmal Umwege gehen.

von Hannah Springer 

Ich hatte da so eine Vision. Eine Vision von meinem Leben. Von meinen Träumen, Zielen und Erwartungen. Jahrelang habe ich an dieser gearbeitet und gekämpft, dass sie Gestalt annimmt. Dass sie kein Hirngespinst bleibt, sondern Stück für Stück zur Realität wird. Es hat gut geklappt. Ich kam voran und mir war klar, wie mein Weg verlaufen sollte. Welche Schritte die nächsten sein werden und was ich dafür tun müsste. Bloß nicht stehen bleiben, immer weiter gehen und möglichst auf direktem Weg zum Ziel -das war meine Devise. Hindernisse, Stopps oder gar Umwege waren nicht eingeplant. Mein Weg führte schnurstracks geradeaus. Vergessen habe ich das Links und Rechts. Übersehen, was am Wegesrand lag und gedankenlos jede andere Option abgelehnt. Ein Tunnelblick nach vorne erlaubt keine Seitenblicke. Jetzt gerade sieht mein Tunnelblick Schwarz. Schwarz für mich und meinen Weg. Schwarz für mich und meine Zukunft. Schließlich erlaubt die meterhohe Wand vor mir kein Weiterkommen. Das war so nicht vorgesehen. Zugegeben, ich stehe etwas planlos davor. Seit ich denken kann ist es das erste Mal, dass ich nicht weiterkomme. Dass ich keinen genauen Plan habe. Jetzt verfluche ich, dass mein Blick nie abgeschweift ist. Niemals andere Wege und Ziele in Betracht gezogen hat. Vielleicht wäre mir mit ein bisschen Weitsicht die Wand schon früher aufgefallen oder ein anderer Weg, auf dem ich auch ans Ziel kommen würde. Woher habe ich bloß die Gewissheit genommen, dass es nur diesen Weg für mich gibt. Ich gehe langsam auf das große Schwarze vor mir zu und berühre es mit der Hand. Tatsächlich, es ist da und lässt sich kein Stück bewegen. Kalt, starr und bewegungslos liegt es vor mir. Ich drehe mich um und lasse es hinter mir. Auf der Suche nach ein bisschen Weitsicht.

von Tassia Weimann 

Ich wollte auf dem direkten Weg zu dir. Immer gerade aus. Mit dem perfekten Plan im Kopf: Von einer gemeinsamen Zukunft, vom Mitwippen der Musik beim gemeinsamen Besuch von Konzerten, von tiefgründigen Gesprächen, von unendlich vielen Küssen. Doch dieser Plan war nur meiner, nicht deiner. Wir sind unterschiedliche Wege gegangen. Manchmal haben sie sich gekreuzt, haben mir einen Vorgeschmack gegeben auf das was sein könnte. Doch dann wurde ich wieder auf meine eigene Strecke befördert. Manchmal hat sie mich zur Strecke gebracht.
Und ich habe dich ziehen lassen. Um dich trotzdem gedanklich zu verfolgen. Das Interesse hat nie aufgehört. Konnte meinen Blick nicht von unserem Labyrinth lösen. Konnte die Pläne nicht gehen lassen, obwohl ich jeden Moment eine Mauer erwartete.
An dem Moment, an dem ich am meisten davon Abstand gewonnen hatte, kurz davor war die Gedanken abzuschalten, bog ich um die Ecke. Und war in der Mitte angekommen. Und da warst du. Mit offenen Armen, mit einem Plan, der meinem so sehr ähnelte.
Und da stand ich. Glücklich, aber unglaublich verwirrt. Nie hätte ich geglaubt, dass unsere unterschiedlichen Wege nur ein Umweg waren, die das gleiche Ziel hatten.

von Yasemin Rittgerott 

Um dich zu umgehen, würde ich alles tun. Nur weg von dir. Fort, weit fort von dir. Ich laufe im Kreis. Ich dreh mich um, drehe mich um mich, dreh mich um dich. Weiter zu Orten, an denen ich noch nicht gewesen bin. Orte, an die ich nie wollte. Hallo, jetzt bin ich trotzdem da. Hin und her. Her und hin. Wo komm ich nochmal her? Wo will ich hin? Was war das Ziel? Warst das nichtmal du? Um mich ging es schon lange nicht mehr. Nun laufe ich, um Wege weg von dir zu finden. Bin ich hier richtig? Geht es hier lang? Oder lande ich am Ende wieder in deinem Schoß? Kein Ort ist besser als dein Ort. Dein Ort war auch mein Ort. Doch du willst alles, willst alles von mir. Ich will das nicht mehr. Lieber im Kreis rennen als stillzustehen, einzufrieren, nie zu gehen.
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Mittwoch, 25. Oktober 2017

Printseite Oktober 2017 / Vorstellungsrunde


von Yasemin Rittgerott

Yasemin, 24
Wenn ich nicht gerade fleißig in der Uni am Englisch und Kulturanthropologie studieren bin, verbringe ich meine Zeit gerne auf Musikfestival oder in meinem Bett.
Für die Zeitung schreibe ich seit 2008. Für mich selbst schreibe ich aber schon viel länger, war aber immer zu schüchtern, mein Geschreibsel irgendwem zu zeigen. Zum Glück hat sich das mit der Schüchternheit größtenteils gelegt, sodass ich heute doch sehr zufrieden bin, wenn ich weiß, dass andere Menschen lesen und manchmal sogar auch gut finden, was ich hier so fabriziere.

von Tassia Weimann

Tassia, 24 Jahre
Seit zehn Jahren wühle ich mindestens einmal im Monat in meinem Wortschatz, füge Wort an Wort. Lerne etwas über mich, über andere, über das Schreiben. Tauche in Inspirationswellen ein, treibe manchmal zu weit davon und rette mich auf alte Schranktüren, die vorbei schwimmen. Die Worte fließen meist auf das Papier, dienen als Spiegel. Sind Ausgleich zum Sonderpädagogik-Studium, trösten über die nächsten großen Zukunftsvisionen hinweg. Über zu große Erwartungen vor dem Referendariat im nächsten Jahr.
Die Texte sind wie alte Fotos – sie zeigen Momentaufnahmen, die andere hoffentlich ab und an lächeln lassen. Wie ein Fluss versiegen die Wörter nie und münden in etwas Großem, etwas Gemeinsamen.

von Elina Göhrmann

Elina, 22 Jahre alt.
Egal welches Zimmer ich mein Eigen nenne, das erste was man sieht sind Bücher. Und mittendrin liegen Notizbücher über Notizbücher, gefüllt mit allem, was mir so durch den Kopf geht. Während ich nun meinen Master in Passau mache und mich mit Medien und Kommunikation beschäftigte, schreibe ich nebenbei auch kleine Kurzgeschichten, Fanfictions oder ab und zu auch mal ein kleines Gedicht. Diese Seite ist für mich etwas, wo ich diese Leidenschaft mit anderen teilen und ausbauen kann. Man tauscht sich aus, verbessert sich und probiert immer mal wieder etwas neues. Es ist für mich ein Inspirationsaustausch und zeigt mir immer wieder aufs Neue, auf welche besondere Art Worte Sachen erfassen können.

von Jonas Gadomska

Jonas, 18 Jahre
Seit 2013 im Team, versuche ich die eher schwach wirkende männliche Beteiligung unserer Jugendseite zu repräsentieren. Da mir dies durch mein schlechtes Organisationstalent oft weniger gut gelingt, bin ich froh, dass ich in meiner Schaffenszeit stets Unterstützung von meinen Kolleginnen erhalte. Ganz im Gegenteil zu meiner schulischen Karriere, welche ich, kurz vor dem Abitur stehend, leider ohne ihre Hilfe überstehen muss.
Das Schreiben bei den Indianern ist für mich nach einem Fußballspiel wie eine Art Ausgleich. Ein Bier trinkend und die Tasten tippend, erhalte ich einen Ausgleich zu meinem Schulausgleich, dem Fußballspielen - also einen Ausgleichausgleich. So viele Ausgleiche!

von Hannah Springer


Ich bin Hannah, 18 Jahre alt und seit November 2016 Mitglied der Nachwuchsredaktion der Braunschweiger Zeitung. Früher wollte ich Autorin werden und habe unzählbar viele Geschichten angefangen zu schreiben. Angefangen deshalb, weil nur ein Bruchteil fertig geworden sind. Mittlerweile hat sich mein Berufswunsch geändert, doch der Spaß am Schreiben ist geblieben. Gerade die unendlichen Möglichkeiten sein Gedankenchaos auf dem Papier zu ordnen, lassen keine Langeweile aufkommen. Unendlich viele Möglichkeiten eröffnen sich mir noch an anderer Stelle. Ich habe diesen Sommer mein Abitur bestanden und darf mich endlich rein in das Abenteuer Leben stürzen. Genau das tue ich und kann noch gar nicht sagen, wo mich der Sturzflug Leben im nächsten Jahr hinführt.

von Lara Konrad

Als ich drei Jahre alt war, wollte ich Autorin werden. Mittlerweile bin ich 18 und möchte Schauspielerin werden; das Schreiben allerdings ist geblieben. Wenn mein Kopf platzt, wenn ich zu viele Gedanken habe und mich nicht einmal selbst verstehen kann, dann helfen mir Stift und Papier dabei, mich zu ordnen und auszudrücken. Meist ergeben sich die Worte während des Schreibens selbst, manchmal ist es auch nur ein Gedanke, den ich festhalten möchte. Aber egal, was: Schreiben ist so unglaublich frei und befreiend. Es ist ein wenig wie das Leben selbst, voll zahlloser Möglichkeiten und unterschiedlicher Wege - und die Wege, die ich auf dem Papier einschlage, helfen mir, meine Wege in meinem Leben, insbesondere nach meinem diesjährigen Abitur, zu erstellen und zu ordnen.

von Niklas Stuhr

Ich bin Niklas Stuhr, bin 21 Jahre alt und studiere Sozialwissenschaften. Seit nun fast einem Jahr bin ich bei der Seite dabei und freue mich über den kreativen Austausch, der gehalten wird. Ich denke, mir hat die Arbeit im Kollektiv schon eine Menge gebracht, da ich gezwungen bin auch mal andere Blickwinkel zu betrachten, mich Sentimentalität zu stellen, die ich sonst nicht habe und, auch wenn es simpel erscheint, einfach eine Regelmäßigkeit und Routine in das Schreiben zu bringen. Schon seit ich einen Stift halten kann und dazu auch noch das Alphabet gelernt habe, schreibe ich in irgendeiner Form, nur unterbrochen von der Pubertät, in der natürlich alles doof war. Danach aber flammte die Passion für die unwillkürliche Aneinanderreihung von Worten wieder auf und ich bin froh, dass ich diese Kreativität hier ausleben kann. Ein bisschen Zeitdruck und Deadlines schaden halt auch selten. An das Schreiben an sich habe ich zudem sehr hohe Ansprüche und die netten Kolleginnen und der nette Kollege helfen auch immer gerne dabei selbiges zu verbessern.
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