Mittwoch, 10. Februar 2016

Printseite Februar 2016 / Lebensziele

von Tassia Weimann 


Ich kann mich an keine Zeit in meinem Leben erinnern, in der ich nicht wusste, was ich später einmal werden würde. Meine Pläne flossen schon immer ineinander über. Bei meinem Studiengang ist die Zukunftsfrage auch schon geklärt. Förderschullehramt – da gibt es nicht viele Wahlmöglichkeiten. Das beruhigt mich, auch wenn ich immer schon einen Plan hatte. Fürs große Ganze. Fürs „Irgendwann“.
Dabei bleibt jedoch das „Jetzt“ auf der Strecke. Die Wäscheberge im Schlafzimmer, das Geschirr stapelt sich in der Küche und das Bad möchte auch wieder geputzt werden. Ich mache schnell die Tür hinter mir zu und gehe in die Uni. Und da auf dem Weg sind die kleinen Träume vom mehr Singen, mehr Texte schreiben und überhaupt mehr, mehr, mehr.
Doch „Mehr“ überfordert mich. In meinem Kopf schwirren all die Ideen. All die schönen Ziele, die jedoch nur in meinem Kopf bleiben und sich um mein Herz legen. Sie erinnern mich daran, dass ich sie immer noch nicht angepackt habe.
Also setze ich mich hin und schreibe. Schreibe all die wirren Gedanken auf. Ordne die Worte auf dem Papier. Und das beklemmende Gefühl verschwindet. Ich setze mir Ziele. Kleine Ziele für jede Woche, jeden einzelnen Tag. Kleine „To do“-Listen, die wirklich abgearbeitet werden. Wann ist Zeit für die Wäsche? Jeden Morgen Abwaschen! Und sobald die Ziele auf dem Blatt stehen, hört es auf mich zu überfordern. Höre ich auf in meinem Gedankenkarussell zu sitzen und springe einfach hinaus.
Und die Wohnung ist so sauber, wie lange nicht mehr. Die Wäscheberge sind endlich verschwunden und es stapelt sich nur ein kleiner Haufen Geschirr, der täglich wieder verschwindet. Und in mir breitet sich Stolz aus. Endlich ist da das Gefühl alles im Griff zu haben. Und vielleicht sehen die größeren Ziele bald gar nicht mehr so groß aus.

von Jonas Gadomska 

„Und was ist mit dir, Jonas?“ Ich blicke verwundert in die Runde. „Ach der hat doch sowieso keine Ahnung was er später mal machen will!“ Obwohl ihre unnötigen Sprüche ganz schön laut für meine müden Ohren sind, hat sie Recht. Ich habe keine Ahnung was ich später werden will. Wo ich leben will oder was ich in meinem Leben erreichen will, interessiert mich einfach nicht. Zumindest noch nicht. „Das ist mir noch alles zu fern in der Zukunft“, antworte ich. An den Blicken der anderen erkenne ich, dass sie diese Antwort überhaupt nicht zufrieden stellt. Soll ich mir etwas ausdenken um die anderen das zugeben, was sie wollen? Immer noch starren sie mich stillschweigend an. „Na gut, also ich möchte gerne Germanistik studieren und dann im Ausland richtig viel Geld machen!“, erkläre ihnen mit einem Zwinkern. „Du willst Germanistik studieren? Du willst viel Geld machen? In welchem Beruf möchtest du denn als Germanist arbeiten? Und wo?" Ich stöhne und sacke auf meinem Stuhl zusammen. Was ist, wenn die anderen Recht haben und ich mir wirklich einmal Gedanken darüber machen sollte, was ich später einmal erreichen möchte. Aber bei diesen Bedingungen ist mein einziges Ziel die Schule ohne viel Stress zu überstehen.

von Yasemin Rittgerott 

Früher haben sich die Pläne für mein Leben mit jedem Freundesbucheintrag geändert. Mal wollte ich Tierärztin werden, dann wieder Popstar. Meine Studienwahl habe ich unter anderem davon abhängig gemacht, welche Uni mich überhaupt annehmen würde. Ich hatte mich für 28 zum Teil doch recht unterschiedliche Studiengänge beworben, und konnte mir damals auch vorstellen mit jedem von ihnen glücklich zu werden. Und überhaupt, viele würde es sicher Bauchschmerzen bereiten, das Studium zu beginnen ohne genau zu wissen, auf welchen Beruf man damit hinarbeitet. Mein jetziger Wunsch später einmal im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit zu arbeiten, ist mir auch mehr so nebenbei, circa auf halben Weg durch den Bachelor gekommen. Aber für mich ist das ok. Mein Hauptziel ist es, irgendwann einmal glücklich, alt in meinem Ohrensessel zu sitzen und meinen Enkelkindern spannende Geschichten aus meiner Jugend zu erzählen. Was bis dahin passiert, ist mir vielleicht nicht egal, aber ich bin mir auch sicher, dass mehr als nur ein Weg zu diesem Ziel führen kann.
SHARE:
© Wortfluss Peine
Blogger Designs by pipdig