Mittwoch, 15. April 2015

Printseite April 2015 / Es kann nicht immer regnen


von Yasemin Rittgerott

Es kann nicht immer regnen. Aber manchmal tut es das. Manchmal schüttet es. Und manchmal laufen die Tränen auf meinen Wangen mit den Tropfen an der Fensterscheibe um die Wette.
Denn immer wenn es regnet, muss ich an dich denken. Regenerinnert mich an Herbststürme. Eben diesen wollten wir gemeinsam trotzen. Wir würden uns zusammen im Bett verkriechen, während der Wind den Regen ums Haus peitscht. Das war der Plan.
Ein paar Wochen später lag ich allein unter meinem dicken Daunenbettdeck, unfähig mich zu bewegen. Ein Herbststurm fegte ums Haus und dröhnte in meinen Ohren. Mir war so kalt.
Monate später bin ich auf dem Weg nach Hause, es nieselt schon den ganzen Tag vor sich hin, feuchte Haarsträhnen kleben mir im Gesicht und ich weiß, dass ein solcher leichter Frühjahrsnieselregen nicht viel mit einem Herbststurm zu tun hat, ebenso wenig wie ein von Hitze aufgeladenes Sommergewitter. Manchmal möchte ich aber an dich denken. Will mich richtig in meinem Selbstmitleid vergraben. Allem nachtrauern, was wir nie hatten, du mir aber mit viel zu schönen Worten ausgemalt hast.
Einer Zukunft mit tausend Liedern über mich, Gitarre und Rotwein vorm Kamin, viel Gelächter, Schmunzeln und Lächeln und dem Herbst als unsere Jahreszeit.
Diese Worte von unserer Zukunft kleben genauso an mir, wie meine nassen Haare.
Doch alles was bleibt ist das Chaos, das ein Sturmhinterlassen hat. Ein Herbststurm der deinen Namen trug.

von Tassia Weimann

Ihr Blick fällt auf die vorbeiziehende Landschaft am Fenster. Eine einheitliche Masse in grau. Die Regentropfen ziehen sich in kleinen Fäden an den Fensterscheiben entlang. Ihr Blick bleibt an der Landschaft haften, aber sie nimmt sie nimmt kaum wahr. Sie kann sich nur auf ihr schlagendes Herz konzentrieren. Ihr ist fast ein wenig schlecht davon. Das Wetter draußen möchte so gar nicht zu ihrer Gefühlslage passen.  Endlich sind die Zeiten voller Grau und Regen für sie vorbei. Endlich konnte sie ihre Koffer packen und zurückkommen. Zu ihm. Die Monate der Sehnsucht haben sich tief in ihr Herz gebissen. Sie hat versucht sie zu ignorieren. Alles andere hätte es nur schlimmer gemacht. Ständig hat sie sich gefragt, ob es das Richtige ist, was sie tut. So weit weg. Ohne ihre Liebsten. Ohne ihn. Bis irgendwann die Erkenntnis kam. Und all das Verdrängen, wie ein Schleier wich und ihre Sehnsucht sie zu Boden warf. Und nun ist sie auf dem Weg. Zum Meer. Zu ihm zurück. Manchmal ist ein Neuanfang einfach näher als man gedacht hat. Als der Zug endlich hält, schnallt sie sich ihren Rucksack auf den Rücken und läuft. Der Regen ist leichtem Nieselregen gewichen. Ihre Turnschuhe füllen sich mit Sand, als sie über die Dühne läuft. Ihr Blick bleibt bei einem jungen Mann haften. Sein Blick ist auf das zurückweichende Wasser gerichtet. Langsam wendet er sich zu ihr um und strahlt sie an. Ihr Rucksack landet in dem weichen Sand und sie fällt in seine Arme. Die Sonne am Horizont verscheucht die letzten Regentropfen.

von Elina Göhrmann

„Regen ist wie ein Liebesfilm", denke ich mir, als ich hinausschaue und mit meinem Zeigefinger den Regentropfen an der Fensterscheibe folge. „Erst kommt ein Regenguss nach dem anderen, zwischen denen die Sonne ab und an hoffnungsvoll scheint, aber dann ganz zum Schluss das Happy End." Ich betrachte fasziniert, wie die einzelnen Tropfen in den Pfützen Wellen schlagen und wie dunkel der nasse Boden aussieht. Vor allem der trockene Fleck unter dem Terassenschirm lässt mich daran denken, wie gerne ich schon als Kind zugesehen habe, wie sich die Steine langsam vom Regen erholten und wieder rau und trocken wurden.
In wie vielen Filmen es tatsächlich richtig regnet, kann ich nicht einmal an einer Hand abzählen. Ich erinnere mich an Frühstück bei Tiffany und Stolz und Vorurteil und daran, dass ich diese Szenen schon immer am liebsten gemocht habe. So sehr, dass ich schon nach den ersten zehn Minuten ungeduldig darauf warte.
„Gerade der Regen zeigt doch am Schluss, dass diese Liebe alle Hürden übersteht", habe ich immer gegenüber meinen Freundinnen argumentiert, wenn sie bei den ersten fallenden Regentropfen genervt die Augen verdrehten. Es sei ja schließlich immer dasselbe. Ich selbst finde einfach das Zeichen schön, welches solche Szenen setzen. „Denn nach dem Regen kommt immer die Sonne", flüstere ich leise vor mich hin und lächele.
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