von Yasemin Rittgerott
Es kann
nicht immer regnen. Aber manchmal tut es das. Manchmal schüttet es. Und
manchmal laufen die Tränen auf meinen Wangen mit den Tropfen an der Fensterscheibe
um die Wette.
Denn immer
wenn es regnet, muss ich an dich denken. Regenerinnert mich an Herbststürme.
Eben diesen wollten wir gemeinsam trotzen. Wir würden uns zusammen im Bett
verkriechen, während der Wind den Regen ums Haus peitscht. Das war der Plan.
Ein paar
Wochen später lag ich allein unter meinem dicken Daunenbettdeck, unfähig mich
zu bewegen. Ein Herbststurm fegte ums Haus und dröhnte in meinen Ohren. Mir war
so kalt.
Monate
später bin ich auf dem Weg nach Hause, es nieselt schon den ganzen Tag vor sich
hin, feuchte Haarsträhnen kleben mir im Gesicht und ich weiß, dass ein solcher
leichter Frühjahrsnieselregen nicht viel mit einem Herbststurm zu tun hat,
ebenso wenig wie ein von Hitze aufgeladenes Sommergewitter. Manchmal möchte ich
aber an dich denken. Will mich richtig in meinem Selbstmitleid vergraben. Allem
nachtrauern, was wir nie hatten, du mir aber mit viel zu schönen Worten
ausgemalt hast.
Einer
Zukunft mit tausend Liedern über mich, Gitarre und Rotwein vorm Kamin, viel
Gelächter, Schmunzeln und Lächeln und dem Herbst als unsere Jahreszeit.
Diese Worte
von unserer Zukunft kleben genauso an mir, wie meine nassen Haare.
Doch alles
was bleibt ist das Chaos, das ein Sturmhinterlassen hat. Ein Herbststurm der
deinen Namen trug.
von Tassia Weimann
Ihr Blick fällt auf die vorbeiziehende Landschaft am
Fenster. Eine einheitliche Masse in grau. Die Regentropfen ziehen sich in
kleinen Fäden an den Fensterscheiben entlang. Ihr Blick bleibt an der
Landschaft haften, aber sie nimmt sie nimmt kaum wahr. Sie kann sich nur auf
ihr schlagendes Herz konzentrieren. Ihr ist fast ein wenig schlecht davon. Das
Wetter draußen möchte so gar nicht zu ihrer Gefühlslage passen. Endlich
sind die Zeiten voller Grau und Regen für sie vorbei. Endlich konnte sie ihre
Koffer packen und zurückkommen. Zu ihm. Die Monate der Sehnsucht haben sich
tief in ihr Herz gebissen. Sie hat versucht sie zu ignorieren. Alles andere
hätte es nur schlimmer gemacht. Ständig hat sie sich gefragt, ob es das
Richtige ist, was sie tut. So weit weg. Ohne ihre Liebsten. Ohne ihn. Bis
irgendwann die Erkenntnis kam. Und all das Verdrängen, wie ein Schleier wich
und ihre Sehnsucht sie zu Boden warf. Und nun ist sie auf dem Weg. Zum Meer. Zu
ihm zurück. Manchmal ist ein Neuanfang einfach näher als man gedacht hat. Als
der Zug endlich hält, schnallt sie sich ihren Rucksack auf den Rücken und
läuft. Der Regen ist leichtem Nieselregen gewichen. Ihre Turnschuhe füllen sich
mit Sand, als sie über die Dühne läuft. Ihr Blick bleibt bei einem jungen Mann
haften. Sein Blick ist auf das zurückweichende Wasser gerichtet. Langsam wendet
er sich zu ihr um und strahlt sie an. Ihr Rucksack landet in dem weichen Sand
und sie fällt in seine Arme. Die Sonne am Horizont verscheucht die letzten
Regentropfen.
von Elina Göhrmann
„Regen ist
wie ein Liebesfilm", denke ich mir, als ich hinausschaue und mit meinem
Zeigefinger den Regentropfen an der Fensterscheibe folge. „Erst kommt ein
Regenguss nach dem anderen, zwischen denen die Sonne ab und an hoffnungsvoll
scheint, aber dann ganz zum Schluss das Happy End." Ich betrachte
fasziniert, wie die einzelnen Tropfen in den Pfützen Wellen schlagen und wie
dunkel der nasse Boden aussieht. Vor allem der trockene Fleck unter dem
Terassenschirm lässt mich daran denken, wie gerne ich schon als Kind zugesehen
habe, wie sich die Steine langsam vom Regen erholten und wieder rau und trocken
wurden.
In wie vielen
Filmen es tatsächlich richtig regnet, kann ich nicht einmal an einer Hand
abzählen. Ich erinnere mich an Frühstück bei Tiffany und Stolz und Vorurteil
und daran, dass ich diese Szenen schon immer am liebsten gemocht
habe. So sehr, dass ich schon nach den ersten zehn Minuten
ungeduldig darauf warte.
„Gerade der
Regen zeigt doch am Schluss, dass diese Liebe alle Hürden übersteht", habe
ich immer gegenüber meinen Freundinnen argumentiert, wenn sie bei den ersten
fallenden Regentropfen genervt die Augen verdrehten. Es sei ja schließlich
immer dasselbe. Ich selbst finde einfach das Zeichen schön, welches solche
Szenen setzen. „Denn nach dem Regen kommt immer die Sonne", flüstere ich
leise vor mich hin und lächele.