Mittwoch, 23. Januar 2013

Prinseite Januar 2013 / "Indianer"* im Ausland


* Wortfluss hieß vor einiger Zeit einmal "Indianer". Aufgrund von möglicher diskriminierender Auslegung wurde der Name geändert. Die Wortbedeutung stammte jedoch aus dem englischen Wort "independent", zu Deutsch "unabhängig".


von Yasemin Rittgerott

Alter: 19-20
Wann: von Juli 2012 bis Juli 2013
Wo: England

Ich wusste schon sehr lange, dass ich nach meinem Abitur etwas von der Welt sehen möchte. Ich wollte gerne mein Englisch verbessern und eine andere Kultur kennenlernen. Dadurch, dass meine Familie früher selbst Au pairs hatte, entschied ich mich schon sehr früh, diesen Weg ins Ausland zu nehmen.
Ich machte mich schon früh eigenständig auf die Suche nach einer Gastfamilie und wurde leider erst spät fündig. Dafür war mit dieser Familie sehr schnell alles klar.
Im Juli des letzten Jahres macht ich mich dann also auf in das Vereinigte Königreich zur Familie Edwards, die aus Vater, Mutter und einem Jungen (12) und einem Mädchen (10) besteht.
In meinen ersten Wochen hier waren noch Ferien und ich verbrachte die meiste Zeit mit Kinder hüten und Haushaltsarbeit. Und trotzdem war ich ziemlich glücklich: Ich verstand mich gut mit den Gasteltern, die Kids und ich hatten immer viel Spaß zusammen und die Arbeit im Haushalt war auszuhalten. Auch an 24 Stunden geöffnete Supermärkte, die Kreisel, das lInks-Fahren und die sehr freundlichen Menschen gewöhnte ich mich mehr als nur gut. Zusammen mit den zahlreichen anderen Au pairs aus der Gegend begann ich England zu entdecken und wirklich gute Erinnerungen zu sammeln.
Mit der Zeit kam dann der Alltag: Die Kids gingen ins Internat, die Eltern arbeiten und ich erledigte meine an einer Hand abzählbaren Aufgaben. Die viele Freizeit die ich nun hatte, verbrachte ich mit College und anderen Unternehmungen mit anderen Au pairs.
Da ich die Familie nun ja nicht mehr wirklich oft sah, blieben vor allem die Ferien, um sie noch besser kennenzulernen. Und da musste ich dann lernen, dass Kinder leider nur meistens süß sind und wir auch nur meistens viel Spaß miteinander haben. Denn manchmal sind sie auch sehr launisch, zickig und besserwisserisch. Sätze wie „Aber Mama sagt...“ musste ich mir gerade von dem Mädchen des Öfteren anhören. Leider vergessen sie auch gerne, den Wasserhahn richtig zuzudrehen, die Toilettenspülung zu betätigen oder ihr benutztes Geschirr wieder in die Küche zu räumen. Eine Zeit habe ich nur gedacht, mit 10 und 12 sollte man doch diese Dinge bereits gelernt haben. Aber ich musste feststellen, dass auch die Eltern, eben diese Dinge gerne nicht machen.
Aber ich bin eben nicht zu Hause & jede Familie ist ein bisschen anders, daran muss man sich gewöhnen und anpassen. Meine Familie lässt halt gerne mal etwas rumliegen, aber wozu braucht man auch sonst ein Au pair und eine Putzfrau? Und dank Maria (der Putzfrau) und mir sieht es eigentlich auch immer gut aus. Ok, ich möchte jetzt nicht übertreiben, sie lassen ja nicht ALLES rumliegen, nur manchmal, denke ich mir auch nur so „Aaachsoo...“. Solche Geschichten hört man eigentlich von jedem Au pair. Jede Familie hat so ihre Eigenarten und so bleibt uns bei unseren wöchentlichen Treffen zum Tee trinken (ich liebe schwarzen Tee mit Milch!) immer genügend Gesprächsstoff.
Trotz allem bin ich super zufrieden hier, ich mag meine Gastfamilie, sie haben viele Freunde und ich durfte schon dem ein oder anderen Straßen-Grill-Fest mit der ein oder anderen Flasche Wein beiwohnen (Englische Familien scheinen gerne viel Wein zu trinken). Ich habe mit oder über sie immer was zu lachen und fühle mich sehr willkommen und zu Hause. Das einem „seine“ Familie oder sein „Chef“ ab und zu mal auf die Nerven geht ist ja ganz normal. Und für mich einen sich eben die Beiden in einem. Mit einem Schmunzeln lassen sich aber diese nervigen Kleinigkeiten doch sehr leicht bewältigen.
Ich habe hier mein eigenes Auto und super viele Freiheiten. Es ist noch besser, als ich es mir immer vorgestellt habe und England ist einfach wunderschön, wenn man von den manchmal Feldwegartigen Straßen absieht.
Ich lebe hier definitiv meinen Traum!

von Tassia Weimann

Foto: Rebekka Lenz
Alter: 19
Wann: von Januar 2013 bis Ende Mai 2013
Wo: Schweiz

Marie schmiegt ihren Kopf an meiner Schulter. „Was machst du?!“, fragt sie und drückt auf die Tasten meines Laptops. „Ich schreibe einen Text.“ Doch das interessiert sie nicht wirklich, die Tasten und die Maus sind viel interessanter. Ich unterbreche also den Versuch im Wohnzimmer meinen Text zu schreiben und öffne Paint, um mit ihr ein paar virtuelle Kreise zu zeichnen. Schnell kommen auch Alba und Moritz auf das Sofa gesprungen und möchten selbiges tun. Ich versuche zunächst noch auf mein Notizheft auszuweichen, aber dieses wird kurzerhand als Malbuch gebraucht. Nun gut, also wird das Projekt auf später verschoben – Spielen ist jetzt wichtiger.
Seit über zwei Wochen lebe ich nun im kleinen Deitingen bei Solothurn in der deutschsprachigen Schweiz. Für fünf Monate werde ich hier als Au Pair arbeiten und mich um die dreijährigen Zwillinge Alba und Marie und ihren großen Bruder Moritz (bald fünf Jahre alt) kümmern. Letzteres ist meine Hauptaufgabe neben kleineren Hausarbeiten, wie die Geschirrspülmaschine ein- und auszuräumen oder zu staubsaugen. In den ersten vierzehn Tagen habe ich mich nun schon recht gut an den Alltag gewöhnt. Nur die Sprache bleibt für mich weiterhin ein kleines Problem. Schweizerdeutsch ist eindeutig eine Fremdsprache! Schon öfters sind kleine Missverständnisse entstanden. Zum Beispiel als meine Gastmutter mich fragte, ob wir „laufen“ gehen wollten. Ich war ein wenig perplex, da ich weder unendlich sportlich noch das richtige Paar Schuhe zum Laufen hatte. Als ich dieses Andrea erklärte, guckte sie verwundert auf meine Winterschuhe, bis wir beide merkten, dass wir total aneinander vorbeigeredet hatten. „Laufen“ bedeutet in der Schweiz nämlich unser normales „gehen“ und somit war meine anfängliche Panik umsonst gewesen. Wenn ich teils die Kinder nicht verstehe, zum Beispiel wenn ich Tiere malen soll, lasse ich mir meistens die Laute der Tiere vormachen oder Moritz versucht es in das Hochdeutsche zu übersetzten, was meistens schon ganz gut glückt.
Die Zeit mit den Kindern ist schön, aber teils auch sehr anstrengend. Neben den schönen Momenten, wie dem Vorlesen auf dem Sofa, wenn alle drei Kinder sich an dich ankuscheln oder den gemeinsamen Spielen, wo ich dann als Mamakrokodil oder Tiger fungiere, gab es auch schon größere und kleine Tiefs. Diese entstehen meistens aus der Frustration, wenn man hört: „Nein, du darfst das nicht anziehen. Nur Papa/Mama darf das!“ oder auch, wenn die Sehnsucht nach der Heimat gerade etwas stärker wird. Jedoch sind das immer nur kleinere Momente, die dank Gesprächen mit meinen Gasteltern (mit denen ich mich super verstehe!) oder Skype mit Freunden und Familie schnell wieder überwunden werden.
Ich freue mich schon in den nächsten Monaten neue Leute, die Kultur und die schöne Umgebung besser kennenzulernen. Ich werde das erste Mal Skifahren, hier als Faschingsmuffel die große Fasnachtskultur kennenlernen, an den Solothurner Filmtagen den einen oder anderen schweizerischen Film sehen und hoffentlich nicht zu viel Geld ausgeben, was hier schnell passieren kann. Aber schon nach zwei Wochen kann ich sagen, dass es für mich das Richtige war, sich in das Abenteuer Schweiz zu stürzen und ein Stück über sich selbst hinaus zu wachsen.

Liste von Yasemin Rittgerott

Geh ins Ausland!
Mit:
  •  Offaehrte: Sprachreisen, Schüleraustausch, Freiwilligenprojekte, Erlebnisreisen
  • EF - Education First: Sprachreisen, Schüleraustausch, Au pair, Studium
  •  international Services: Vermittlung von Jobs im Ausland
  •  www.aupairworld.net: unabhängig Gastfamilien aus aller Welt finden
  • WWOOF - World Wide Opportunities on Organic Farms: arbeite auf Farmen auf der ganzen Welt
  • iST – Internationale Sprach- und Studienreisen: Schüleraustausch, Sprachreisen, Auslandsstudium, Work & Travel, Praktikum, Au pair
  • MultiKultur: Au pair, Freiwilligenarbeit, Work & Travel, Praktikum
  • Weltwärts – Der Freiwilligendienst des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: Vermittlung von Freiwilligenarbeit in Entwicklungsländern
  • Kulturweit - Der Freiwilligendienst des Auswärtigen Amts: Freiwilligenarbeit in Entwicklungsländern
  • Ayusa-Intrax: Schüleraustausch, Au pair, Sprachreisen, Praktiukum, Work & Travel, Freiwilligenarbeit
Keine Garantie auf Vollständigkeit!


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