Mittwoch, 17. Juni 2015

Printseite Juni 2015 / Durch deine Augen sehen

von Jonas Gadomska

Du siehst nachdenklich aus, als ich dich im großen Wandspiegel betrachte. Deine Augen gucken ins Leere und dein Blick sieht kalt aus. Doch du bist schön. So schön wie immer. Deine Haare, dein Gesicht, ja dein ganzer Körper scheint makellos zu sein. Doch wie sieht es in dir aus? Wie siehst du die Welt, wie siehst du mich durch deine Augen? Ich lege meine Arme um deinen Körper. Du schaust mich an. Du erzählst mir oft von deinen Gefühlen und meistens sagst du, dass sie zu kompliziert sind um sie zu erklären. Deshalb verstehe ich auch nicht warum du immer die richtigen Worte für sie findest. Ich ziehe dich näher an mich heran. Du lächelst kurz und blickst wieder konzentriert in den Spiegel. Durch die Glasschicht hindurch in deine Gedankenwelt. Ich versuche dir dort hin zu folgen und strenge meinen Blick auch an. Sinnlos. Egal was deine Augen sehen, ob Liebe, ob Leere oder Leid, ich versuche bei dir zu bleiben. Dich mit dem Leben hinter meinen Augen vor bösen Blicken zu beschützen und es nicht zulassen, dass du dich auf einem Weg in deiner Gedankenwelt verläufst. Wir schauen uns in die Augen. Ich könnte hier stundenlang mit dir stehen und dich betrachten.

von Tassia Weimann

Deine Augen sehen die Welt in Auf- und Abwärtsbewegungen. Die Welt verschwimmt bei der Bewegung in einen bunten Fleck. Du drehst dich im Kreis und alles um dich herum verschwimmt schließlich zu einem großen bunten Balken. Ich selbst habe nur einen schwarzen Balken vor Augen. Egal wohin ich schaue, bin ich in Gedanken doch immer woanders. Deine kleine Hand greift meine und du ziehst mich in die Welt hinaus. Du versteckst dich hinter Bäumen und bist davon überzeugt, dass ich dich nicht sehen kann. Und vielleicht tue ich das auch nie wirklich. Ich bin gefangen in den Blickwinkeln der Erwachsenen. Sehe alles um mich herum und doch nie etwas wirklich. Hüpfe auf dem Trampolin auf und ab. Lasse mich von dir auf dem Drehkreisel drehen und mir wird schlecht davon. Ich versteh nicht mehr, was dich dazu bewegt pausenlos darauf zu sitzen und die Welt verschwommen zu sehen. Und doch möchte ich es so gerne. Diese Unbekümmertheit noch einmal erleben. Das ausdauernde Betrachten eines einzelnen Details. Der Marienkäfer, der sich auf deine Hand niedergelassen hat. Das unverfälschte Lächeln und die wirkliche Freude über diese eine Kleinigkeit. Den Mut mich auf etwas einzulassen und alles andere auszublenden. All das, was dir als Kind noch so leichtfällt. Lass mich durch deine Augen sehen und nimm mich mit. Ich habe noch so viel von dir zu lernen.
SHARE:
© Wortfluss Peine
Blogger Designs by pipdig