von Jonas Gadomska
Du siehst nachdenklich aus, als ich dich im großen
Wandspiegel betrachte. Deine Augen gucken ins Leere und dein Blick sieht kalt
aus. Doch du bist schön. So schön wie immer. Deine Haare, dein Gesicht, ja dein
ganzer Körper scheint makellos zu sein. Doch wie sieht es in dir aus? Wie
siehst du die Welt, wie siehst du mich durch deine Augen? Ich lege meine Arme
um deinen Körper. Du schaust mich an. Du erzählst mir oft von deinen Gefühlen
und meistens sagst du, dass sie zu kompliziert sind um sie zu erklären.
Deshalb verstehe ich auch nicht warum du immer die richtigen Worte für
sie findest. Ich ziehe dich näher an mich heran. Du lächelst kurz und
blickst wieder konzentriert in den Spiegel. Durch die Glasschicht hindurch in
deine Gedankenwelt. Ich versuche dir dort hin zu folgen und strenge meinen
Blick auch an. Sinnlos. Egal was deine Augen sehen, ob Liebe, ob Leere oder
Leid, ich versuche bei dir zu bleiben. Dich mit dem Leben hinter meinen Augen
vor bösen Blicken zu beschützen und es nicht zulassen, dass du dich auf einem
Weg in deiner Gedankenwelt verläufst. Wir schauen uns in die Augen. Ich könnte
hier stundenlang mit dir stehen und dich betrachten.
von Tassia Weimann
Deine Augen sehen die Welt in Auf- und Abwärtsbewegungen.
Die Welt verschwimmt bei der Bewegung in einen bunten Fleck. Du drehst dich im
Kreis und alles um dich herum verschwimmt schließlich zu einem großen bunten
Balken. Ich selbst habe nur einen schwarzen Balken vor Augen. Egal wohin ich
schaue, bin ich in Gedanken doch immer woanders. Deine kleine Hand greift meine
und du ziehst mich in die Welt hinaus. Du versteckst dich hinter Bäumen und
bist davon überzeugt, dass ich dich nicht sehen kann. Und vielleicht tue ich
das auch nie wirklich. Ich bin gefangen in den Blickwinkeln der Erwachsenen.
Sehe alles um mich herum und doch nie etwas wirklich. Hüpfe auf dem Trampolin
auf und ab. Lasse mich von dir auf dem Drehkreisel drehen und mir wird schlecht
davon. Ich versteh nicht mehr, was dich dazu bewegt pausenlos darauf zu sitzen
und die Welt verschwommen zu sehen. Und doch möchte ich es so gerne. Diese
Unbekümmertheit noch einmal erleben. Das ausdauernde Betrachten eines einzelnen
Details. Der Marienkäfer, der sich auf deine Hand niedergelassen hat. Das
unverfälschte Lächeln und die wirkliche Freude über diese eine Kleinigkeit. Den
Mut mich auf etwas einzulassen und alles andere auszublenden. All das, was dir
als Kind noch so leichtfällt. Lass mich durch deine Augen sehen und nimm mich
mit. Ich habe noch so viel von dir zu lernen.