Mittwoch, 23. August 2017

Printseite August 2017 / Als Kind wollte ich...


von Hannah Springer

Als Kind wollte ich…
…eine Rutsche, die von meinem Zimmer direkt in die Küche führt.
…immer bei Mama und Papa im Bett schlafen.
…ein eigenes Pferd!
…immer eigene Polly Pocket haben, aber meine Mama hielt es für Unsinn.
…als Akrobatin im Zirkus leben.
…einen großen Bruder haben.
…Deutschlehrerin werden.
…, dass meine Eltern meine Sandkuchenkreationen auch wirklich probieren.
…einen Delfin als Haustier haben.
…nie zugeben, dass meine Lieblingsschuhe mittlerweile doch schon zwei Größen zu klein waren.
…später sieben Kinder haben…am liebsten alles Mädchen!
…immer auch einen Teller und eine Portion Mittag für meine Puppe bekommen.
…nie die Linien zwischen den Steinen der Fußgängerzone berühren.
…immer von den Rührstäben des Mixers Kuchenteig naschen.
…meinen Traubensaft aus einem Weinglas trinken.
…abends auf dem Sofa ganz leise und unauffällig sein, damit ich ein paar Minuten länger wach bleiben darf.
…immer so groß wie mein Papa werden.
…meiner Mutter nie glauben, dass man sich die Kindheit irgendwann mal zurückwünscht.

von Elina Göhrmann

Die Fersen ganz nah an den Türrahmen gepresst und den Rücken so gerade gemacht wie möglich, presst sie ihre Augen fest zu. Mindestens ein Zentimeter muss dazu gekommen sein. Sie ist sich ganz sicher! „Du kannst jetzt schauen.“ Blitzschnell öffnet sie ihre Augen und dreht sich zu dem mit Strichen verzierten Rahmen um. Der neue Strich ist ein Stückchen über dem alten – eindeutig mehr als nur ein Zentimeter. Dennoch fragt sie vorsichtig nach: „Wieviel ist es denn?“ Ihr Vater legt zwei Finger aneinander und hält sie in die Lücke. „Fast zwei Zentimeter, Mäuschen. Du wächst ganz schön schnell!“ Freudestrahlend hüpft sie in die Küche, um ihrer Mutter die gute Nachricht zu überbringen. „Zwei Zentimeter, Mama! Ich werde so groß wie eine Giraffe!“ Ihre Mutter lacht und wuschelt ihr durch die Haare. „Ist das nicht ein bisschen zu groß, mein Schatz?“ Nein, ist es ganz sicher nicht. Zu groß kann man nicht sein – es gibt so viel mehr zu sehen, wenn man über die Bäume hinweg schauen kann! „Du wirst mindestens so groß wie deine Mutter“, mischt sich ihr Vater wieder in das Gespräch ein. Aber das will sie gar nicht. Sie will viel, viel größer werden!

von Niklas Stuhr

Zur blauen Stunde frage ich mich, wie es wäre für immer Kind zu sein. Es klingt so leicht, so naiv. Keine Verantwortungen, einfach jeden Tag spielen. Als Kind wollte ich dagegen immer erwachsen sein. Die Unabhängigkeit, die man als „Erwachsener“ genießt, bringt jedoch vielerlei Verpflichtungen mit sich. Als sich die Eltern um alles gekümmert haben, war man irgendwie unbeschwerter. Für immer Kind sein klingt einfacher. Nach Einbruch der Dunkelheit frage ich mich, ob die Nostalgie mich überwunden hat und ich diesen Gedanken zu wenig ausführe, zu einseitig sehe. Als ich ein Kind war, hätte ich mir nie darüber Gedanken gemacht, ob es mir in früheren Jahren besserging. Jedoch ist diese Selbstreflexion, die einem als Kind fehlte, eigentlich etwas Erstrebenswertes, auch wenn man dadurch nicht immer nur die Sonne sieht. Im Endeffekt steht einem jetzt doch immer noch frei das zu tun, was man will. Wenn nicht sogar mehr als früher. Zur Geisterstunde überschlagen sich die Gedanken. Eine objektive Schlussfolgerung zu finden, scheint unmöglich. Nach Vergangenem streben scheint nachvollziehbar, weil es einfach ist, jedoch ist es nicht produktiv. Als Kind wollte ich immer groß sein und das hat sich eigentlich auch nicht geändert.
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Sonntag, 13. August 2017

August 2017 / Sound


von Tassia Weimann

ClickClickDecker - Niemand wirds gewesen sein

Wenn ich über Texte nachdenken muss, bleiben sie mir länger erhalten. Sie klammern sich irgendwo in der Bauchgegend fest und stoßen immer wieder hoch. ClickClickDecker schafft das mit seinen Texten auf jeden Fall ganz gut.

"Wir ham' uns überlebt und deshalb zum Dank
Trag' ich alle unsere Leichen aus dem kaputten alten Schrank
Aus irgendwelchen Gründen oder gerade deswegen
Erkennst du mich nicht, doch damit muss ich wohl leben [...]
Hab' hier nicht mal was zu suchen, dieses Stück nicht meine Pflicht
Kann von niemandem erwarten, dass irgendjemand für mich spricht
Die Augen Richtung Ausgang wird mir einiges klar
Wenn man immer nur zurück schaut ist irgendwann nichts mehr da"

Unsere Sound-Playlist findet ihr bei spotify unter: Wortfluss Sound
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