von Tassia Weimann
Wir stehen am Flughafen. Nach 5 Monaten der Sehnsucht liegen
14 Tage der Zweisamkeit vor uns. Der Rucksack liegt jetzt schon schwer auf
meinen Schultern, aber noch fühle ich mich federleicht. / Edinburgh ist
wunderschön. Unser Blick wandert zum Castle hinauf und wir freuen uns auf die
Tage. / Ich versuche mir meine Angst im Park schlafen zu müssen nicht
anzumerken. Zwei Hostels haben uns bereits abgewiesen. Gott sei Dank ist die
Hostel-Dichte in Edinburgh ziemlich hoch. Man sagt uns, dass man uns ein paar
Häuser weiter vielleicht helfen könnte. Und so ist es. Das teuerste Hostel
unserer Reise, aber durch die relativ neue, zwar spartanische aber saubere
Einrichtung auch eines der schöneren Übernachtungsmöglichkeiten. / In Aberdeen
müssen wir das erste Mal in getrennten Zimmern schlafen. Der Ärger darüber,
verfliegt aber mit der zunehmenden Müdigkeit und der lieben Frau an der
Rezeption, die mich fürsorglich "Darling" nennt. / Inverness bietet
uns hingegen das schimmligste Hostel unserer Reise. Ich sage mir, dass ich noch
jung bin und mit solchen Unannehmlichkeiten klarkommen muss. Und die ewige
Suche nach Hostels tut ihr Übriges dazu bei. Wir ziehen einfach vom Bett an den
schimmligen Fenstern zum gegenüberliegen Bett. Wird schon werden. / Am nächsten
Tag werden die schweren Rucksäcke auf den Rücken geschnallt. Die Wanderung zum
Loch Ness kann beginnen. Mir kommen die wenigen Kilometer wie eine
Weltumrundung vor. Immer wieder müssen wir eine kleine Pause für meine
schmerzenden Schultern einlegen. Währenddessen machst du es anderen Touristen
gleich und schnitzt unsere Initialen in einen Baum. Das Kitschigste, was wir
jemals getan haben. Ich muss tief in mich hinein lächeln. /Wir genießen
die Ruhe am Loch Ness. Sitzen im Zelt, kochen uns Nudeln mit Ketchup und hören
Hörbuch. Das Wasser im Fluss, der in den Loch Ness mündet, ist eiskalt. Die
Touristen auf den Schiffen winken uns freudig zu, während wir fürchten, dass
uns Körperteile abfrieren. / Wir brechen auf und müssen zwei Kilometer weiter in
einem kleinen Restaurant haltmachen. Dort gibt es die besten Ofenkartoffeln der
Welt. Vor allem wenn man sich die letzten Tage ausschließlich von Nudeln mit
Ketchup ernährt hat. / Wir reisten weiter. Perth, Pitlochry, Glasgow und
schließlich wieder Edinburgh. Die einzelnen Tage sind verblasst, aber die
Erinnerung an unsere erste gemeinsame Reise bleibt. Und die Erkenntnis, dass
man mittlerweile zu alt für schimmlige Hostels und eine Nacht am Flughafen ist.
von Yasemin Rittgerott
Sie hebt das
letzte Mal ihre Hand, winkt und dann schließt sich die Bustür. Ihre Freundin
ist weg. Ein flaues Gefühl macht sich in ihrem Magen breit, das jedoch ziemlich
schnell von der Frage „Wie komme ich jetzt zum Hostel?“ verdrängt wird. Nach
einer Woche gemeinsam durch Südwestengland reisen, ist sie jetzt auf sich
allein gestellt. Der Weg führt sie entlang eines kleinen Flusses, die Sonne
steht tief und taucht die Landschaft in ein wundervolles Licht. Schweigend geht
sie weiter und lässt die Szenerie auf sich wirken.
Die zweite
Woche ihrer Tour ist sie nun also allein unterwegs. Die wunderschöne Landschaft
Cornwalls, lange Busfahrten und einsame Nächte in Hostelschlafsälen prägen die
Tage. Immer wieder würde sie gerne auf alles Tolle zeigen, was sie sieht und
rufen „Schau mal da!“, wie bei den Fischern an Newquays Küste, aber sie bleibt
stumm. Die paar Menschen mit denen sie Kontakt hat sind Busfahrer, die sie
fragen wohin sie mit ihrem großen Rucksack unterwegs ist, Rezeptionisten,
Kassierer und selten mal Leute, die ihren Weg auf anderer Weise kreuzen. Die
letzten zwei Tage verbringt sie bei einem Freund in London. Es ist befreiend.
Endlich wieder gemeinsam essen gehen, Cider trinken und lachen.
Alleine
reisen? Sie hat es geschafft. Mehr jedoch nicht. Es war oft sehr einsam
und eins steht bereits jetzt schon fest: Fürs nächste Mal würde sie sich
einen Weggefährten suchen - für die gesamte Reisezeit.