Mittwoch, 18. Dezember 2013

Printseite Dezember 2013 / Weihnachten


von Yasemin Rittgerott 

Luki ist schon seit Tagen total aufgedreht. Alles begann am Morgen nach dem ersten Advent, als er Hannah aus dem Weg schubste, um schnellst möglich seinen Adventskalender zu erreichen. Strahlend verkündete er ihr „Nur noch 22 Mal schlafen!“. Sie wunderte sich zwar kurz, aber vielleicht war nun endlich die Weihnachtsbegeisterung der restlichen Familie auf ihn übergegangen. Manchmal saß er wie erstarrt vor der Uhr im Wohnzimmer und dann flitzte er wie verrückt durchs Haus. Am 23. übertraf er alles, als er schon um halb 4 im Schlafanzug sein Abendbrot hinunterschlang und dann ins Bett rannte. So weihnachtsverrückt hatte Hannah ihren kleinen Bruder ja noch nie erlebt... Am Morgen wurde sie durch die Stimme ihrer Mutter geweckt: „Nein, Luki, es ist noch zu früh für Geschenke!“. „Aber Mami, es ist doch jetzt endlich Weihnachten.“, hörte Hannah Luki leise schluchzen. Als sie ihre Zimmertür öffnete, fiel ihr ihr kleiner Bruder weinend um den Hals: „Mama lässt mich dir nicht mein Geschenk geben!“. Hinter seinem Rücken fing ihre Mutter an zu lachen: „Ach, na dann gib es ihr halt jetzt schon.“ „Das haben Mama und ich am verkaufsoffenen Sonntag zusammen gekauft.“, streckte er es ihr entgegen. „Aber ich hab es ausgesucht!“ Hannah packte es aus und blickte auf ein fein geschmiedetes, silbernes Armband mit einem zuckersüßen kleinen Katzenanhänger. „Ich weiß ja, dass Katzen deine Lieblingstiere sind, deswegen hab ich gesagt, wir nehmen den Katzenanhänger. Findest du es schön?“ sprudelte er ihr entgegen. Hannah knuddelte Luki ganz fest und flüsterte in sein Ohr: „So ein schönes Weihnachtsgeschenk habe ich noch nie bekommen.“

von Tassia Weimann 

Ich liebe Geschenke. Aber das Problem ist, dass das nur Kinder dürfen.  Ab wann genau das Alter war, ab dem es verpönt wurde, weiß ich leider nicht mehr. Jedoch höre ich jedes Jahr wieder aufs Neue: „Mir ist total egal was ich bekomme. Es geht ja schließlich nicht ums Geschenke bekommen an Weihnachten. Generell immer dieser Konsum… schrecklich. Man kann sich doch das ganze Jahr etwas schenken, warum denn immer nur an bestimmten Tagen. Find ich echt nicht okay, wenn man da so hinterher ist!“ Okay. Nach jedem Wort ziehe ich mich dann immer tiefer in meinen imaginären Rollkragenpullover hinein und frage mich, seit wann alle so pseudo-erwachsen sind. Es ist ja schließlich auch nicht so, dass ich Konsum total toll finde. Aber ich finde es toll, dass Menschen an einen denken. Und ja, das fände ich auch an jeden anderen Tag im Jahr schön. Aber wie würde man sich denn fühlen, wenn alle anderen was bekommen und man selber nicht? Blöd irgendwie, auch wenn man nicht mehr drei Jahre alt ist und sicherlich nicht die Welt davon untergeht. Aber man freut sich über die Gesten. Und dabei ist mir egal, ob es ein Knopf, die allseits gehassten Socken oder ein total schönes mit Liebe gestaltetes Erinnerungsbüchlein ist. Es geht ums Wertschätzen der Anderen und daran erfreue ich mich. Deswegen genieße ich es jetzt auch auf meinen diesjährigen Adventskalender zu blicken, den mir eine Freundin in der neuen Heimatstadt geschenkt hat. Der steckt nämlich auch nicht voll von teuren Konsumgütern, sondern voller Fleiß und Liebe. Und bis Weihnachten erfreue ich mich jeden Tag an einer Kleinigkeit bis ich ihr die Freude daran hoffentlich an Weihnachten zurückgeben kann.
SHARE:
© Wortfluss Peine
Blogger Designs by pipdig