Mittwoch, 21. August 2013

Printseite August 2013 / Lust...

von Yasemin Rittgerott

… auf große Worte
Sie liegen in der Luft wie frischer Blumenduft im Frühling. Einfach überall, schnell und schnatternd, still und heimlich, so füllen sie die Welt, bis in jede Ritze.
Jeder schießt sie hinaus ins Getümmel, ganz unbedacht und leicht. Dabei ist der Großteil von ihnen doch Mist und so fürchterlich unbedeutend. Mir zieht sich alles zusammen, wenn ich so manche Menschen reden höre. Wo sind sie denn, die Worte mit Gewicht? Die, die dich umhauen, dir die Augen öffnen, dich antreiben und dir neue Hoffnung schenken.
Shakespeare, Goethe und Homer haben es vorgemacht & auch heute, gibt es einige großartige Schriftsteller, aber im Alltag trifft man sie einfach viel zu selten, große Wortakrobaten.
Ich hatte mal einen Brieffreund, der war so einer. Obwohl ich ihn nur durch seine geschriebenen Worte kannte, bewegte er so viel in mir. Er brachte mich das ein oder andere Mal stark zum Grübeln über mich, das Leben und das Schreiben. Er vollbrachte es in nur wenigen Zeilen, mehr zu sagen, als so ziemlich jeder, den ich kannte.
Er führte mir vor Augen, wie selten wirkliche Leidenschaft ist. Dabei ist doch jetzt die Zeit für Helden, die mit ihrem Geschriebenen oder Gesagten etwas bewegen könnten. Worte sind in meinen Augen das mächtigste Medium überhaupt und ich vermisse es, von ihnen so richtig gepackt zu werden.

von Elina Göhrmann

… aufs Träumen
Tausend schillernde Seifenblasen am rosa-gelbem Himmel und lila-grüne Drachen kommen in meinen Träumen vor. Es ist mein kunterbuntes Traumland, was sich durch Gedanken lenken lässt. Jedenfalls funktioniert es meistens so, doch natürlich gibt es auch schwarze Ungeheuer – pelzig und groß – bei denen ich mir immer wieder wünsche, ich könnte fliegen oder hätte mehr Mut. Schlussendlich muss ich dann aber doch immer wieder die Flucht ergreifen. Wenn ich morgens aufwache, sehe ich oft noch die unrealistischen Dinge klar vor mir. Ob Tagträume, Kinderträume oder Träume, die nur aus Konturen bestehen, sie sind alle etwas, wovon ich nicht genug bekommen kann. Dafür nehme ich dann auch gerne die Alpträume in Kauf. Denn wann sonst hat man die Chance ein Wolkenschloss zu bauen oder auf Schokoladenbäume zu klettern? Träume sollen laut Traumdeutungsbuch auch etwas bedeuten, doch für mich bedeuten sie alle nur Realitätsferne, Abtauchen in eine andere Welt und Kreativität. Was beinhaltet noch all' diese Sachen und hinterlässt den Geschmack von Sehnsucht auf der Zunge oder das Adrenalin-Ziehen vom Flüchten im Bauch zurück? Ich kenne nichts anderes und verspüre immer wieder mal die Lust aufs Träumen.
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Mittwoch, 14. August 2013

Prinseite August 2013 / Wiedersehen

von Tassia Weimann

Ich stehe am Bahnhof in Solothurn in der Schweiz und warte. Warte darauf, dass die Sehnsucht endlich kurzzeitig ein Ende findet. Warte darauf, dass ich dich endlich in die Arme schließen kann. Warte. Auf dich. Mein Herz schlägt bis zum Anschlag. Der kalte Februarwind lässt meinen Kopf noch tiefer in den Kragen wandern. Jede Minute kommt mir so unendlich lang vor.
Wir waren noch nie solange getrennt. Zwei Monate, in denen wir uns nur per Skype sehen konnten. In denen Umarmungen, Berührungen, Alltag fehlten. In denen ich die Sehnsucht lieber wegdrückte, als sie gewinnen zu lassen. Da sie sich anfühlte wie ein riesiger Tumor, der vom Hals bis in den Bauch reichte. Und jedes Mal, wenn ich an dich dachte, meine Organe wegdrückte, so dass mir schlecht wurde. Sehnsucht ist verdammt nochmal ein schreckliches Gefühl.
Doch nun hat sie ein Ende. Als der Zug einfährt, wandert mein Blick den Bahnsteig hinauf und hinab. Wo bleibst du? Plötzlich stehst du hinter mir und meine Gefühle fahren Achterbahn. Du bist hier. Ich falle dir in die Arme.
Ich bin so aufgeregt, dass ich mich überschlage beim Reden. Ich muss dir alles erzählen. Muss dir die Stadt zeigen. Den Weg, den ich immer fahre, um in das kleine Dorf zu kommen, wo ich nun lebe. Muss dir von meiner Gastfamilie erzählen, den Kindern, wie unser heutiger Morgen so war. Dass wir sogar nachher ein paar Stunden kinderlos sind. Zeit für uns haben werden.
Ich werde erst ruhiger, als ich merke, dass sich nichts verändert hat. Wir sind immer noch wir. Und das wird wahrscheinlich auch bis zu unserem nächsten Wiedersehen in drei Monaten so bleiben. Wir schaffen das. Und ganz langsam verschwindet mein Schein-Tumor und lässt Platz fürs Glücklich sein.

von Yasemin Rittgerott

„Aufwachen, du Schlafmütze. Guck mal, wo wir sind.“ Müde reibe ich mir die Augen. Vom Beifahrersitz grinst meine Mutter mich an. Und tatsächlich da draußen ist Peine. Dass ich gleich wieder zu Hause sein werde, bedeutet auch, wieder im eigenen Bett schlafen zu können, denke ich mir, während ich ziemlich doll gähnen muss. Auch, wenn ich während der Reise ziemlich viel geschlafen habe, steckt mir die ca. 10 stündige Fahrt von England nach Deutschland doch in den Knochen.
Als wir dann durch unsere Straße auf unser Haus zu fahren, sauge ich trotzdem die Umgebung in mir auf. Es fühlt sich surreal an, wieder hier zu sein. Und doch ist alles so vertraut. Außer vielleicht der junge Typ da am Gartentor meiner Nachbarn:„Mami, ist das nicht Lennart da vorn?“ „Wer? Wo? Nein, da hast du dich verguckt, das war nicht Lennart.“, antwortet meine Mama mir etwas zu schnell. Und als meine Schwester mir, kaum, dass ich aus dem Auto gestiegen bin, mit den Worten „Komm mit in den Garten, Omi und Opi sind auch hier.“, um den Hals fällt, kann ich mir schon fast denken, dass im Garten noch ein paar mehr Leute auf mich warten. All die vertrauten, lächelnden Gesichter lassen meine Müdigkeit dann schnell verschwinden. Ein wohliges Gefühl macht sich in mir breit, dass die Aufregung aber nicht ganz verdrängen kann. Ich will allen von meinem Jahr erzählen und gleichzeitig aber auch hören, was ich alles so in der Heimat verpasst habe. Ein bisschen planlos bin ich mal hier und da, versuche in kürzester Zeit mit so vielen Leuten wie möglich so viel wie möglich zu sprechen und merke sofort, dass ob wohl ein Jahr vergangen ist und wir uns alle unabhängig voneinander verändert habe, immer noch die Vertrautheit gegenüber dem Neuen und Fremden überwiegt.
Nachdem ich spät die letzten Gäste, zu denen auch Lennart, der Überraschungscrasher zählt, zum Gartentor begleitet habe, mache ich mich schnell auf den Weg in mein Bett, in dem ich sehr glücklich und erleichtert in einen tiefen Schlaf falle.
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August 2013 / Sound


von Elina Göhrmann

Taylor Swift – Stay Stay Stay
Man sollte bleiben. Bleiben, um nach einem Streit darüber zu reden und somit zu zeigen, dass man die Person so sehr liebt, dass man den Streit klären will. Das zeigt dieses Lied mit seinen sehr hellen Tönen und der Melodie, die sehr erfrischend ist. Hier geht es nicht um den Streit, sondern um das Verzeihen, das Reden, das Lieben – einfach um das Bleiben.

5 Bugs – The One
Das Lied hat einen Anfang und ein Ende. Man erkennt, dass man Gefühle für „die Eine“ oder „den Einen“ hat. Man sagt es ihr oder ihm. Und man bekommt keine Antwort. „Ich warte hier auf dich!“ - so endet das Lied und zeigt damit das lange Warten, mit dem jeder Mensch die größte Zeit seines Lebens verbringt, auch wenn es sich hierbei nur auf die Liebe bezieht. Ein roter Faden schlängelt sich durch das Lied und ich liebe solch rote Fäden. Leider kommt von der Band kein neues Album mehr heraus, denn alle ihre Lieder sind weltklasse.

Benzin – Sonnenaufgang
„Gib mir ein Tag eine Stunde eine Minute, lass mich mir dir zeigen ich gehör' zu den Guten. Ich bin Hobbyphilosoph und ein bisschen romantisch. Komm vertrau mir blind - Es ist schön, wenn wir zusammen sind.“ Und wenn danach zwei Tickets für den Sonnenaufgang angeboten werden, sehe ich das Bild immer vor mir und denke mir: „Niemals kann ein Porsche Carrera gegen einen gemeinsamen Sonnenaufgang ankommen.“ Es zeigt mir jedes Mal, dass Momente das Schönste Geschenk sind - Momente, an die man sich auch Jahre später erinnern kann.
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Unsere Sound-Playlist findet ihr bei spotify unter: Wortfluss Sound
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