Mittwoch, 16. Juli 2014

Juli 2014 / Sound

von Elina Göhrmann


Rolling Stones – (I Can't Get No) Satisfaction
Dieses Lied ist für mich einfach nicht mehr aus meiner Musikliste wegzudenken. Die Melodie ist so einprägsam, dass ich sie auch noch Stunden danach noch im Ohr habe und mich immer wieder beim Summen erwische. „But he can't be a man 'cause he doesn't smoke the same cigarrettes as me; I can't get no, oh no no no; Hey hey hey, that's what I say“ Für mich einfach ein absoluter Klassiker der Rockmusik.

Madsen – Lass die Musik an 
Der Song beschreibt einfach fantastisch, was mit einem passiert, wenn einen die Musik so richtig ergreift. Wie im Lied selbst beschrieben, ist einfach ein Rhythmus darin, der mich immer wieder packt und zum tanzen und singen anstiftet – vor allem auf den Konzerten von Madsen muss „Lass die Musik an“ auf jeden Fall dabei sein! 

Rea Garvey – Can't Say No 
Es macht mich immer fröhlich, dieses Lied zu hören, weil es immer wieder eine Geschichte erzählt.  Bei mir bildet sich sofort ein Bild, wie ich den Abend gemeinsam mit meinen Freunden verbringe und das Lächeln nicht mehr aus unseren Gesichtern weicht. Dazu kann man einfach niemals nein sagen.

Unsere Sound-Playlist findet ihr bei spotify unter: Wortfluss Sound
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Mittwoch, 9. Juli 2014

Printausgabe Juli 2014 / Orte, die wir meiden


von Elina Göhrmann

Es gibt da diesen einen Durchgang bei mir Zuhause. An sich ist er sehr schön: weiße Wände ohne Graffiti,
viel Platz zur Seite und nach oben, hell erleuchtet in der Nacht und schön in die Umgebung integriert. Wäre da nicht diese eine kleine Sache, würde ich wegen ihm bestimmt immer den längeren Weg zur Universität gehen, nur um ihn zu bewundern. Die kleine Sache kann man auch als viele kleine Sachen bezeichnen. Ein Gräuel für viele Menschen, wage ich zu behaupten: Spinnen.
Viele mögen jetzt den Kopf schütteln, doch als ich eines Abends nichtsahnend einen Spaziergang begann und sich vor mir eine dieser dicken und dennoch langbeinigen Tierchen von der hohen Decke abseilte war das für mich ein Erlebnis, das mir Tage später immer noch im Kopf umherschwirrte. Immer noch herumschwirrt, wenn ich ehrlich bin. Wie sie dort vor meinem Gesicht baumelte, schoss mir nur durch den Kopf: „Oh mein Gott, sie wäre auf mir, wenn ich einen Schritt schneller gewesen wäre.“
Tagsüber verstecken sich die Spinnen und dennoch sehe ich immer und überall in die Ecken, wenn ich doch
einmal gezwungen bin, schnell durch den Durchgang zu huschen. Es ist wie eine eisige Hand, die mir den Rücken hinabfährt, wenn ich auch nur daran denke nachts dort entlang zu gehen. Die Schönheit, die ich
zuvor beschrieben habe, nehme ich dabei eigentlich nur noch aus der Ferne wahr. Jedes Mal wenn ich daran denke, finde ich es schade, dass solch Kleinigkeiten mich dazu bringen können einen Ort zu meiden,
beziehungsweise ihn so wenig zu besuchen, wie es geht. Ich weiß auch, dass diese Angst oder der Ekel eigentlich blöd sind, aber trotzdem: zum Stehen bleiben kann ich mich erst bewegen, wenn ich den schönen, weißen Durchgang hinter mir gelassen habe.

von Tassia Weimann

Ich öffne die Türen des Seiteneinganges. Statt wie sonst mein Fahrrad abzustellen, habe ich heute einen Parkplatz rund ums Schulgebäude gesucht. Um mich wuseln die Schüler herum. Viel verändert hat sich nicht, denke ich mir. Und blicke mich in der Pausenhalle um. Schüler, die im Kreis stehen und über die neusten Gerüchte quatschen. Der Kicker, der wie immer im Gebrauch ist. Das Klackern schallt durch den Raum. Ich verspüre den Drang zum Vertretungsplan zugehen und zu hoffen, dass die nächsten 8 Stunden ausfallen. Doch ich bleibe kurz stehen. Äußerlich hat sich nicht viel verändert, aber innerlich ist es nicht mehr dasselbe. Ich fühle mich beobachtet. Jeder Fünftklässler scheint diesen „Hä?! Was macht die denn hier? Wer ist das?!“-Blick zu haben. Schüler sind wie Wachhunde. Ich nehme gleich die erste Treppe, um den Blicken halbwegs zu entkommen. Vor der Aula wurden ein paar Wände verschoben. Wer auch immer sich das wieder ausgedacht hat. Vor dem Lehrerzimmer bleibe ich stehen und klopfe. Eine meiner ehemaligen Lehrerin steht in der Tür. Ich strahle sie an. Endlich jemand, den ich noch kenne! Doch leider scheint sie sich nur noch wage zu erinnern. „Ich würde gerne mit Frau M. sprechen!“, sage ich ihr. Sie schaut etwas hilflos zu einer Lehrerin, die ich das letzte Mal in der 7. Klasse hatte. „Wie heißt sie nochmal?“, flüstert sie ihr zu, so dass ich es wohl anscheinend nicht hören sollte. Die Antwort kommt prompt und ich bin ein wenig erleichtert, dass ich wenigstens in irgendeinem Gedächtnis haften geblieben bin. Aber ehrlich? Nach nicht mal einem Jahr? Frau M. kommt an die Tür und drückt mir die Kollekte des Abigottesdienstes – den Grund meines Erscheinens - in die Hand. Nach ein paar belanglosen Worten zieht sie sich in die geheimnisvollen Katakomben zurück. Und ich bleibe etwas ratlos vor der Tür stehen, bis mich der Drang erfasst hier abzuhauen. Mein Unwohlsein wird immer stärker und ich renne förmlich nach draußen. Ich gehöre hier einfach nicht mehr her.

von Yasemin Rittgerott

Lange Zeit habe ich in deinem Schatten gelebt. Dort ging es mir gut. Ich habe alles gemacht, was du gemacht hast, alles gemocht, was du gemocht hast. Es war sicher. Du warst beliebt, ich war beliebt. Ich habe mich dennoch immer nach deiner Anerkennung gesehnt. Aber du warst zu beschäftigt, mit Jungs, Partys und damit, noch cooler zu werden. Ich war deine beste Freundin und war immer für dich da, das war unsere Freundschaft, das hat dir gereicht und das hat auch mir gereicht – jedenfalls für eine Zeit. Ich habe nur allein zu Hause in meinem Zimmer über Dinge phantasiert, die ich gerne ohne dich tun würde.
Aber wie gesagt, in seinem Schatten war es sicher. Ich hatte viele Freunde, wurde zu Parties eingeladen, es war immer was los. Dass mich alle nur als deine Freundin, dein Anhängsel gesehen habe, hat mich nicht gestört. Besser so gesehen zu werden, als gar nicht, dachte ich mir.
Doch dann kam die Liebe ins Spiel und zeigte mir, dass es auch Menschen gab, die mich sahen – und zwar mich ganz allein. Ich begann mich von dir zu lösen und ein Streit brach dann endgültig entzwei, was zuvor jahrelang so gut funktioniert hatte.
Heute, Jahre nachdem ich den Schritt aus der Dunkelheit gewagt habe, bereue ich diese Zeit zwar nicht, ich habe vieles gelernt, was mich heute stärker sein lässt. Ich weiß nun, dass ich es auch ohne dich schaffen kann, dass ich mich nicht von jemandem anderen abhängig machen muss, um glücklich zu sein. Dass kann ich nur als Ich allein. Und trotzdem oder auch gerade wegen dieser Erkenntnis, möchte ich nie mehr abhängig sein, von jemandem anders, der mich nur in seinem Schatten duldet.

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