von Hannah Springer
Als Kind
wollte ich…
…eine
Rutsche, die von meinem Zimmer direkt in die Küche führt.
…immer bei
Mama und Papa im Bett schlafen.
…ein eigenes
Pferd!
…immer
eigene Polly Pocket haben, aber meine Mama hielt es für Unsinn.
…als
Akrobatin im Zirkus leben.
…einen großen
Bruder haben.
…Deutschlehrerin
werden.
…, dass
meine Eltern meine Sandkuchenkreationen auch wirklich probieren.
…einen
Delfin als Haustier haben.
…nie
zugeben, dass meine Lieblingsschuhe mittlerweile doch schon zwei Größen zu
klein waren.
…später
sieben Kinder haben…am liebsten alles Mädchen!
…immer auch
einen Teller und eine Portion Mittag für meine Puppe bekommen.
…nie die
Linien zwischen den Steinen der Fußgängerzone berühren.
…immer von
den Rührstäben des Mixers Kuchenteig naschen.
…meinen
Traubensaft aus einem Weinglas trinken.
…abends auf
dem Sofa ganz leise und unauffällig sein, damit ich ein paar Minuten länger
wach bleiben darf.
…immer so
groß wie mein Papa werden.
…meiner
Mutter nie glauben, dass man sich die Kindheit irgendwann mal zurückwünscht.
von Elina Göhrmann
Die Fersen ganz nah an den Türrahmen gepresst und den Rücken
so gerade gemacht wie möglich, presst sie ihre Augen fest zu. Mindestens ein
Zentimeter muss dazu gekommen sein. Sie ist sich ganz sicher! „Du kannst jetzt
schauen.“ Blitzschnell öffnet sie ihre Augen und dreht sich zu dem mit Strichen
verzierten Rahmen um. Der neue Strich ist ein Stückchen über dem alten –
eindeutig mehr als nur ein Zentimeter. Dennoch fragt sie vorsichtig nach:
„Wieviel ist es denn?“ Ihr Vater legt zwei Finger aneinander und hält sie in
die Lücke. „Fast zwei Zentimeter, Mäuschen. Du wächst ganz schön schnell!“
Freudestrahlend hüpft sie in die Küche, um ihrer Mutter die gute Nachricht zu
überbringen. „Zwei Zentimeter, Mama! Ich werde so groß wie eine Giraffe!“ Ihre
Mutter lacht und wuschelt ihr durch die Haare. „Ist das nicht ein bisschen zu
groß, mein Schatz?“ Nein, ist es ganz sicher nicht. Zu groß kann man nicht sein
– es gibt so viel mehr zu sehen, wenn man über die Bäume hinweg schauen kann!
„Du wirst mindestens so groß wie deine Mutter“, mischt sich ihr Vater wieder in
das Gespräch ein. Aber das will sie gar nicht. Sie will viel, viel größer
werden!
von Niklas Stuhr
Zur blauen Stunde frage ich mich, wie es wäre für immer Kind
zu sein. Es klingt so leicht, so naiv. Keine Verantwortungen, einfach jeden Tag
spielen. Als Kind wollte ich dagegen immer erwachsen sein. Die Unabhängigkeit,
die man als „Erwachsener“ genießt, bringt jedoch vielerlei Verpflichtungen mit
sich. Als sich die Eltern um alles gekümmert haben, war man irgendwie
unbeschwerter. Für immer Kind sein klingt einfacher. Nach Einbruch der
Dunkelheit frage ich mich, ob die Nostalgie mich überwunden hat und ich diesen
Gedanken zu wenig ausführe, zu einseitig sehe. Als ich ein Kind war, hätte ich
mir nie darüber Gedanken gemacht, ob es mir in früheren Jahren besserging.
Jedoch ist diese Selbstreflexion, die einem als Kind fehlte, eigentlich etwas Erstrebenswertes,
auch wenn man dadurch nicht immer nur die Sonne sieht. Im Endeffekt steht einem
jetzt doch immer noch frei das zu tun, was man will. Wenn nicht sogar mehr als
früher. Zur Geisterstunde überschlagen sich die Gedanken. Eine objektive
Schlussfolgerung zu finden, scheint unmöglich. Nach Vergangenem streben scheint
nachvollziehbar, weil es einfach ist, jedoch ist es nicht produktiv. Als Kind
wollte ich immer groß sein und das hat sich eigentlich auch nicht geändert.
Keine Kommentare
Kommentar veröffentlichen