Mittwoch, 21. November 2018

Workshop vom 17. November 2018 / Geschichten der Teilnehmer


Die Teilnehmer*innen des Workshops haben anfangs die Aufgabe bekommen, zehn Minuten zu schreiben ohne den Stift abzusetzen. Nach dieser Aufgabe in der Gesamtgruppe, konnte sich jeder Stationen aussuchen, die er oder sie machen wollte.
Finns Text entstand durch die erste Methode "Schreibdurchfall" sowie die Station "Freies Schreiben". Kristina schrieb diesen Text in der Station "Gegenstände erzählen eine Geschichte".

von Finn Schulz


Die Geschichte vom kleinen Strichmännchen

Eines Tages malte Bob ein kleines Strichmännchen. Es war nicht besonders, sondern sowie alle Strichmännchen. Es hatte zwei Arme, zwei Beine, einen Kopf und einen Strich als Bauch. Und da es der Gott der Strichmännchen so wollte, erwachte es plötzlich zum Leben. Es stieg aus dem Blatt und machte einen Freudensprung. Endlich wurde es aus der ewigen Zweidimensionalität erlöst. Dafür dankte es Bob. Von diesem Tag an verbrachten sie alle ihre Zeit zusammen in fröhlicher Zweisamkeit. Doch mit der Zeit wurde dem Strichmännchen seine Form ein Dorn im Auge. Ohne Hand konnte es nichts hochheben oder werfen. Ohne Füße konnte es kein Fußball spielen. Und ohne Augen und Ohren [war es] völlig blind und orientierungslos.
Aus dieser Unzufriedenheit wurde Hass und aus dem Hass auf Bob erwuchsen in dem Strichmännchen ungeahnte Kräfte. So lernte es schwarze Magie, die ihm die Kraft gab, sich trotz Blind- und Taubheit zu orientieren. Es lernte, seinen Hass Form zu verleihen, ihn zu bündeln und so etwas zu erschaffen. In jeder freien Minute feilte es an seinen Fähigkeiten. Es wollte Perfektion erlangen. Seiner Meinung nach der einzige Weg zur Vollendung. Das war sein größter Wunsch: Perfektion. Es wollte auch alles tun können so wie Bob. Aber vor allem wollte es endlich fühlen. Es wollte so wie Bob Freude und Spaß empfinden. Aus dieser Unfähigkeit erwuchs im Strichmännchen immer neuer Hass und der Wunsch es Bob endlich heimzuzahlen, dass er ihm all das Schöne genommen hatte, indem er es als unperfektes Werk schuf. Während seiner Studien der Schwarzen Magie erfuhr das Strichmännchen von einem Weg sein Ziel endlich zu erreichen. In einem alten, vergessenen Buch las es: „So mache deinen Schöpfer zum Geschöpf. Siehe, du wirst selbst Schöpfer werden. Dir sei die Allmacht gegeben alles zu tun.“ Endlich hatte das Strichmännchen ihn gefunden, den Weg zur Rache und Perfektion. Es fasste den Entschluss Bob selbst in das Leid der ewigen Zweidimensionalität zu verbannen und ihn so zu seinem Geschöpf zu machen.
So fragte es Bob eines verhängnisvollen Tages, ob sie nicht ein Bild malen wollten. Und als dieser einwilligte und anfing zu malen, bündelte es all seine Kraft und entriss Bob’s Körper dessen Seele. Der Körper verbrannte in lodernden, grünen Flammen, aber die Seele blieb erhalten. Das Strichmännchen sperrte sie in einen magischen Käfig, der seinen Opfern unsagbares Leid zufügte. Nach einer Nacht voller Leid verbrannte es die Seele in die ewige Zweidimensionalität.
Doch durch Bobs Freude und seinen Optimismus wurde dieser sonst so langweilige Ort zum Ort der größten Freude. Das Strichmännchen, das nun endlich fühlen konnte, bereute seine Entscheidung aber bald. Da es das einzig dreidimensionale Strichmännchen war, fühlte es nun nur Einsamkeit und Leid. Es wünschte sich nichts sehnlicher als den Tod. Doch da es keinen echten Körper hatte, war es verdammt auf ewig zu leiden, da es niemals sterben wird.

von Kristina Ahrens

 
Gestatten, ich bin Euli.
Viele würden mich als Kuscheltier bezeichnen, aber das ist nur eine Tarnung. Ich selbst benutze die Begriffe Beschützer, Kämpfer und Alptraumfänger.
Jede Nacht, wenn alle Kinder schlafen gehen, bin ich hellwach und passe auf.
Ich passe auf, dass keine Alpträume zu nah an meinen Schützling herankommen. Manchmal, ja manchmal muss ich kämpfen. Ich kratze und beiße und schlage mit meinen Flügeln.
Damit treibe ich die Alpträume in die Flucht.
Viele würden mich als Kuscheltierbezeichnen, aber ich bin ein Beschützer.
Gestatten, ich bin Euli.
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