Für diese Seite haben die Autoren eine Art Antwort auf einen
Text von Yasemin verfasst.
von Yasemin Rittgerott
Unendlich
weit ist der Ozean. Unendlich weit ist es bis zum Horizont. Unendlich weit ist
es bis zum Ende der Galaxie und unendlich weit ist es bis zum Grunde meines
Herzens.
Immer, wenn
man etwas besonders intensiv fühlt. Sei es Liebe, Hass, Enttäuschung oder was
auch immer. Man fragt sich jedes Mal: “Geht es noch stärker?” “Wird irgendwann
etwas passieren, jemand in unser Leben treten, der uns noch mehr fühlen lässt?”
Und irgendwann kommt der Moment, in dem wir diese Frage mit “Ja!” beantworten
können.
Erst zum
Abitur konnte ich mir nicht vorstellen, jemals wieder mehr aufgeregt zu sein.
Doch dann kam das Auslandsjahr mit all den Abschieden, die man durchleben
musste und der riesigen Neugierde auf das, was einen im neuen zu Hause auf Zeit
erwarten würde. Und jetzt stehe ich kurz davor ins Studentenleben einzutauchen
und mit all meinen sieben Sachen ganz und gar ein neues zu Hause zu finden. Es
geht immer weiter und es geht immer noch mehr.
Bei dir ist
es doch sicher auch nicht lange her, dass du das letzte Mal „Ja!“ gesagt hast,
oder?
von Jonas Gadomska
Sie starrte auf den Boden. Nicht auf eine nachdenkliche
Weise, eher auf eine Art, die sie selber nicht erklären konnte. Irgendwas zog
sie runter, mit einer so enormen Kraft, dass sie überlegte sich fallen zu
lassen. Auf den Boden? Oder war es doch eher eine Schlucht durch die sich, seit
ihrem ersten Mal, ein großer Fluss der Unvollkommenheit langsam aber
kontinuierlich grub? Es war für sie immer eine Art Glücksgefühl gewesen, ein
Moment vollkommender Zufriedenheit. Doch als sie anfing zu zittern, spürte sie
die Schattenseite. Sie fühlte die Kälte, die wie Nebelschwaden aus der Schlucht
emporstieg, um den Ort in einen geheimnisvollen Dampf zu hüllen. Als hätte sich
die Dunkelheit eine Nebelmaschine gekauft, oder den Gefrierschrank offengelassen,
um ihr ihre Mach zu demonstrieren. Es war für sie nie leicht gewesen ja
zusagen, deshalb beschloss sie es schon im Kindergarten. Bald wurde es zu einer
Sucht, als würde sie permanent an dem Joint der Verneinung ziehen. Die roten
Augen störten sie nicht, ebenso wenig wie die Einsamkeit. Sie würde die
Dunkelheit eben zu ihrer Freundin machen müssen und mit ihr und der Einsamkeit
gemeinsame Mädchenabende verbringen, wegen denen sie von ihren Mitschülerinnen
immer gemobbt wird. Aber das stört sie nicht mehr. Sie ist ja nicht allein.
von Elina Göhrmann
„Geht es
noch stärker?“ Diese Frage geisterte schon mindestens hundert Mal durch meinen
Kopf – bei Liebe, bei Enttäuschung, bei Wut, bei eigentlich allen Gefühlen, die
ich bisher erlebt habe. Jedermann kann sich vorstellen, dass es viele Gefühle
sind. Doch mit Ja habe ich diese Frage nie beantwortet.
Wenn ich im
Nachhinein auf meine Vergangenheit schaue, dann kann ich natürlich sagen, wann
ich vielleicht aufgeregter war oder enttäuschter, doch in dem Moment, in dem
ich mir die Frage stelle, gibt es für mich keine Antwort darauf. Denn jedes
Gefühl hat seine feinen Nuancen, sodass es für mich nicht nur eine Wut gibt,
sondern tausende. Wenn ich gefragt werden würde „Liebst du deinen Bruder genauso
sehr wie deine Eltern?“ müsste ich mit Nein antworten, weil die Liebe jedes Mal
anders wäre. Aber immer stark. Ist Liebe nicht immer stark?
Für mich
gibt es kein gleichstark, kein weniger und kein mehr, wenn es um Gefühle geht.
Vielleicht bin ich auch einfach ein Mensch bei dem es keine leichten Gefühle
gibt, sondern nur aufgebauschte, mitreißende, große. Aber vielleicht lasse ich
mich auch nur in diesem einen Moment so sehr auf das derzeitige Gefühl ein,
dass es zwar zum Stellen der Frage kommt, aber nie zu einer gegebenen Antwort.
Weil es für
mich in der Situation unvorstellbar ist, dass es ein größeres und stärkeres
Gefühl geben kann, als ich gerade empfinde.
von Tassia Weimann
no words left.
Ja? Ja zu
neuen Aufgaben. Zu Stresssituationen. Zu neuen Lebensabschnitten.
Ich dachte
immer, umso älter man wird und umso mehr man Neues gemeistert hat, desto
ruhiger wird man. Und doch schlägt mein Herz jedes Mal wie wild. Und immer noch
wilder, habe ich das Gefühl.
Gefühle übertreffen
sich. Überschlagen sich. Sie fassen sich an die Füße und machen diese lustigen
Rollen zu zweit, die ich im wahren Leben nie hinbekomme habe. Zu viel Angst.
Aber meine Gefühle nehmen nicht allzu viel Rücksicht auf die Angst. Die Angst
bleibt immer ein wenig zurück, wenn das Adrenalin durch mich gepumpt wird. Und
Freude und Neugierde machen, wie gesagt, ein wenig Purzelbaum. Sie stehlen der
Angst die Show.
Das Schlimme
ist, umso öfter du dachtest, dass es nicht mehr besser sein kann, desto weniger
Worte findest du, wenn es dann doch passiert.
Ich habe
mich dabei ertappt, wie ich immer die gleichen schnulzigen Worte benutzt habe.
Bei jedem Mal mit noch mehr Nachdruck. Mit noch mehr Gewalt endlich bessere
Worte zu finden. Weil es jedes Mal aus tiefsten Herzen kam. Nichts war einfach
daher gesagt. Doch, ist das eine vorbei, merkt man, dass es halt doch nicht das
Wahre war. Und dann taucht der nächste Typ auf und die Messlatte liegt tausend
Meter höher.
Ich habe
eindeutig die Messlatte zu hoch gesetzt. Ich komm nicht mehr dran.
Was macht
man als Mensch, der versucht alles in Worte zu fassen, wenn keine Worte mehr
übrig sind? Man lernt das Schweigen. Und man versucht mit aller Kraft das Leben
des Anderen zu bereichern. Einfach mit der bloßen Existenz. Oder den besten
Waffeln der Welt.
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