von Jonas Gadomska
Endlich mal was Neues, eine Veränderung, der erste Schritt
zum „Erwachsenwerden“, dass dachte ich vor fast zehn Jahren – mein eigenes
Zimmer. Ich war aufgeregt, endlich mal meine eigenen Erfahrungen, ohne nervige
Geschwister auf einer eigenen Etage zu sammeln. Ich lief stolz mit einem IKEA –
Prospekt durch die Gegend, in der Hoffnung meine Brüder würden mich beneiden,
da ich mein Zimmer ganz „individuell“ gestalten durfte. Wenn ich jetzt
zurückdenke, kann ich meine Entscheidung nicht nachvollziehen. Eine hellblaue
Tapete mit passendem Teppich, helle Möbel, einen etwas zu groß geratenen
Schreibtisch, der das halbe Zimmer einnimmt und hellgrüne Lampen. Ich war
ziemlich froh, als meine Eltern mir vor einer Woche vorschlugen, mein Zimmer zu
renovieren. Ein Tapetenwechsel wäre jetzt genau das Richtige!
von Tassia Weimann
Ich sitze im Flugzeug nach Hause und schaue aus dem Fenster,
während ich deine Hand drücke. Wie sehr ich diese vierzehn Tage auf der Insel
genossen habe. Endlich raus aus dem Alltagstrott. Weg von fünf Monaten
Fernbeziehung und Kinderbetreuung. Endlich nur wir beide in einem fremden Land
mit ganz viel Natur und Neuem. 7 Städte in 14 Tage haben wir in Schottland
besucht. Sind viel Bus gefahren, viel gelaufen und haben unendlich viele
Sudokus und Rätsel gelöst. Haben die schönen Seiten gesehen, wie Inverness und
Edinburgh und auch die für uns weniger schönen, wie Glasgow und Aberdeen. Es
war einfach eine nötige Veränderung des Blickwinkels. Weg von Skype-Abenden und
unruhigen Nächten dank Kindergeschrei, hin zu „rund-um-die-Uhr“-Zusammensein
und Grillenzierpen. Auch, wenn der Blick manchmal von verschimmelten
Duschvorhängen zu Schimmel an den Fenstern wanderte, hat sich all das gelohnt.
Es hat mich wieder runtergeholt und hat mir gezeigt, wie sich Langeweile
anfühlt. Und das habe ich gebraucht. Rauskommen, kaum Kontakt zu haben mit
anderen Menschen und einfach die Umgebung zu genießen. Manchmal ist Reisen
genau der richtige Tapetenwechsel, um sich dann wieder noch mehr auf Zuhause zu
freuen – und auf schimmelfreie Duschvorhänge!
von Yasemin Rittgerott
Ich brauche
etwas Neues. Nein, ich will etwas Neues! Ich will, ich will, ich will! Ich male
mir aus, wie alles sein könnte, wenn ich nur etwas ändern würde. Wie ich durch
mein geordnetes Leben schreite, voller Motivation und Engagement. Ich werde
meine Tage gut planen und mich jeden Tag nach Uni und Arbeit noch hinsetzten
und lernen, oder aufräumen und putzen. Faul im Bett rumliegen und eine Serie
nach der anderen schauen gibt es nicht mehr, oder nur noch ganz selten mal am
Wochenende.
Damit ich
auch nicht vergesse, wie mein neues Leben aussehen soll, klebe ich mir
Zettelchen mit Neujahrsvorsätzen an meinen Spiegel und plane all die tollen
Dinge, die ich dieses Jahr angehen werde. Nach zwei Wochenhabe ich zwei der
vier Vorsätze vom Zettel gestrichen. Auf meinem Fußbodenstapeln sich die
Klamottenberge und auch dass ich ehrlich, offen und furchtlos auf andere
zugehen wollte, habe ich schon nach ein paar Tagen wieder vergessen.
Ja, ja, ich
weiß, das ist nicht, was ich geplant hatte. Ich bin sauer auf mich, weil ich
wieder nichts auf die Reihe bekomme. So einen richtig fetten Tritt in den
Hintern hätte ich eigentlich jeden Tag aufs Neue verdient, denke ich mir,
während ich auf meinem Bett sitze und das Chaos in meinem Zimmer betrachte. Das
schlechte Gewissen nagt so heftig an mir, dass ichwirklich kurz davor bin
aufzustehen und aufzuräumen, aber eben auch nur ganz kurz. Lieber schaue ich
wieder auf den Bildschirm, kuschle mich in die Kissen und blende die ganze
Unordnung aus, die langsam mein Leben unter sich begräbt.
Ich muss mir
wohl oder übel eingestehen, dass es nicht so leicht ist, aus so krassen
Gewohnheiten rauszukommen. Ich bin nun mal oft sehr unordentlich und faul. Aber
wie heißt es so schön? Einsicht ist der erste Weg zur Besserung. Auch, wenn das
nicht von heut auf morgen geht. Die Klamottenberge auf dem Fußboden werden auf
jeden Fall immer seltener, meistens schaffe ich es jetzt schon sie auf meinem
Stuhl zu stapeln und sogar alle paar Tage wegzuräumen.
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