Mittwoch, 14. November 2012

Printseite November 2012 / Fern(e)Beziehung


von Yasemin Rittgerott

Ich habe geschrien, ich habe geweint, ich habe falsch gelacht, ich habe versucht kühl zu tun, ich habe versucht dich zu hassen, ich habe dich ignoriert, ich wollte dir alles geben. Nein. Ich habe dir alles gegeben. Alles, was ich hatte. Ich habe jedes Gefühl, das zwischen Liebe & Hass existiert, wegen dir gefühlt. Du hast meinen Horizont erweitert und trotzdem habe ich mich so klein gefühlt.
Dabei habe ich so oft gedacht, da wäre dieser Funke, das Gewisse Etwas zwischen uns. Aber heute blicke ich zurück und sehe die Distanz, die mein Herz so lange versucht hat zu überbrücken, um deins zu berühren – wenn auch nur für einen kurzen Augenblick. Ob es gelungen ist? Wer weiß das schon, außer dir? Du bist unerreichbar. Du bist aus einer anderen Welt, von der kein Wort zu meiner gelangt, kein eindeutiges Zeichen.
In meinen Gedanken spiele ich jede mögliche Wendung unserer Geschichte durch, nur um jedes Mal wieder zu bemerken, dass es eigentlich nur meine Geschichte ist, meine Geschichte mit dir. Denn für ein „uns“ hättest du dich ja auch einbringen müssen.

von Tassia Weimann

„Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir - für immer.”- Konfuzius
In 58 Tagen bin ich 714 km für insgesamt 147 Tage von dir entfernt. Im Moment scheint mir das eine schier endlose Zeit und Weite zu sein. Ich bekomme Bauchschmerzen, wenn ich daran denke. Ich frage mich, wie es sein wird, dich nur per Webcam sehen zu können. Auf dem Laptop, den ich noch nicht habe. Vielleicht geht es ja auch mit einem Smartphone. Ich weiß es nicht. Alles ist so ungewiss, wage, mit Stolpersteinen versehen.
Aber ich freue mich auch. Darauf neue Erfahrungen zu machen. Raus zu kommen aus meinem Alltagstrott, der sich von Monat zu Monat mehr in meinem Leben schleicht. Ich freu mich darauf, wenn sich neue Menschen in meinem Herz einschleichen. Ich will dir von meinen blauen Flecken erzählen können, wenn ich Snowboard fahren lerne. Ich will dich überraschen, wenn du mich besuchen kommst und ich nur noch alle 3 Meter hinfalle. Ich will auf eigenen Beinen stehen und mir etwas erarbeiten. Ich stelle es mir unheimlich beruhigend vor am Abend in deine leicht verpixelten Augen zu blicken und mir somit ein Stückchen Heimat direkt in die Schweiz zu holen. Die Weite zu überbrücken und dich fast ganz nah bei mir zu haben. Ich stell es mir vielleicht härter vor als es sein wird. Aber bei all den Bedenken, bin ich guter Hoffnung, dass ich daran wachsen werde. Das wir daran wachsen werden. Und dann hören die Bauchschmerzen auf und die Vorfreude siegt.

von Elina Göhrmann

[...]Jeder sehr gute Freund hinterlässt einen leeren Platz, wenn er nicht mehr da ist, und genau so einen leeren Platz hast du hinterlassen, als du nach Spanien zogst. Ich erinnere mich an unsere Zeit, doch ich achte darauf, nicht in Sehnsucht danach zu greifen, denn diese Zeit kommt nie wieder. Wir können träumen, doch diese Träume sollten nicht Realität werden, denn jeder von uns hat seine eigene Realität. Von meinem Leben hier zu schreiben würde alles für dich nur lebendiger machen und im Lebendigen verliert man sich leichter. In meinem Herzen wird es immer Momente geben, in denen ich mich fragen werde, was du mir raten würdest, wenn du noch hier wärst, und es wird mir Kraft geben, doch meine Realität ist hier und jetzt – ohne deine Freundschaft. Ich weiß, dass du das auch weißt, ich weiß, dass du es auch so siehst.[...]“
Und sie legte den Stift weg, schaute auf das Blatt und zerknüllte es wieder. Manche Zeiten sollte man nur in Erinnerung behalten und nicht wieder aufleben lassen – sie könnten nur zerstört werden und dafür waren sie zu wichtig.

Liste von Elina Göhrmann

Freundschaft über Stock und Stein...
…so bezeichne ich meine Freundschaft mit einer mir wichtigen Person aus Hildesheim, die ich trotz geringerer Entfernung nicht häufig sehe – denn wenn wir uns sehen hat sich einfach nichts zwischen uns verändert, egal wie lang die Zeit dazwischen war.
2 Stunden Flug oder mehr…
…ist eine zu große Entfernung, um sich zu sehen – meist auch zu teuer – deswegen finde ich es immer wieder wunderbar zu hören, dass zwei Menschen es schaffen mit wenig Kontakt ihre Liebe aufrecht zu erhalten, um sich, zum Beispiel nach einem Auslandsjahr, wieder in die Arme zu fallen.
Liebe über lange Wegstrecken hinweg…
...ist meiner Meinung nach keine Situation, die jeder aushält, doch wenn es funktioniert macht es die Beziehung – zumindest von außen betrachtet – nur noch schöner. Natürlich ergeben sich auch Sehnsucht und Vermissen wie von selbst, wobei ich nur aus der Sicht als Freundin und nicht aus eigener Erfahrung sprechen kann, doch überstehen kann Liebe die Kilometer definitiv!
Brieffreundschaften…
…hatte ich schon einige in meinen 17 Jahren Lebenszeit, doch nur eine hat sich richtig gehalten, ohne, dass ich diesen Menschen jemals gesehen habe. Irgendwann finde ich die Zeit und überbrücke die Entfernung, doch bis dahin bleibt es bei Briefen und seltenen Telefonaten, über die man eindeutig genauso gut kommunizieren und sich ein Bild bilden kann, wie wenn die Person vor einem steht!
im Herzen nah…
...bleibt mir immer mein verstorbener Großvater, auch wenn ich mich kaum an ihn erinnere. Für mich ist auch dies eine ferne Beziehung, weil er so trotzdem immer bei mir ist.

Sound von Tassia Weimann

Taylor Swift – We are never ever getting back together
Manchmal wird es Zeit loszulassen. Von alten Freundschaften, Beziehungen, Gefühlen und Ängsten. Manchmal muss man alles auf Distanz bringen. Diese Ernsthaftigkeit des Liedes schwingt immer mit, wenn ich es höre. Trotzdem fühle ich mich bei den Pop-Klängen wieder wie zwölf und verursache mir durch die Dauerwiederholung selbst einen Ohrwurm.

Philipp Poisel – Wo fängt dein Himmel an
„Wo fängt dein Himmel an, und wo hört er auf? Wenn er weit genug reicht macht dann das Meer zwischen uns nichts mehr aus? Du fehlst mir, oh du fehlst mir“
Perfekt für melancholische Abende mit einem gefühlsschweren Herz.

BOY – Drive Darling
Das unvermeidliche Wegfahren, Verlassen, Zurücklassen. Die Angst, die im Inneren schlummert und dennoch nicht an die Oberfläche kommt. Aber auch die Freiheit einfach losfahren zu können und Neues zu entdecken. Einfach die Zähne zusammenzubeißen und alles auf sich zukommen zu lassen. Und das Gefühl zu haben seine Liebsten doch immer bei sich zu tragen.


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