von Tassia Weimann
„Ich habe eindeutig ein Problem!“, schießt es mir durch den
Kopf, als mir eine Freundin in ihrer Küche einen Teller mit Gulasch und Reis
serviert. Sie hat mich und meinen Freund extra zum Essen eingeladen und nun
sitze ich in ihrer Küche und plötzlich wird mir schlagartig klar, wie verbohrt
ich bin. Denn neben den Teller liegt nur ein Löffel. Ein Löffel! Zu Reis und
Gulasch! Dieses Problem kann ich noch lösen, indem ich nach einer Gabel frage.
Lukas grinst und ich erkläre ihr mit einem Achselzucken, dass ich selten einen
Esslöffel verwende. Wenn überhaupt nehme ich einen kleinen Löffel – bei Müsli,
Joghurt und Co. Esslöffel gehen eigentlich nur bei Suppen. Sie lacht über meine
„Esslöffelabneigung“ und holt uns jeweils eine Tasse mit dem Zusatz „Sorry,
Gläser muss ich noch abwaschen“. Lukas unterdrückt ein Lachen, als er meinen
Blick sieht. Pure Panik! Wasser aus einer Tasse trinken? Gott sei Dank ist es
kein harter Plastikbecher. Ich schiebe meine Panik beiseite und trinke halt
Wasser aus einer Tasse. Was soll‘s. Nach dem ersten Glas frage ich sie einfach
nach Tee und die Welt ist wieder in Ordnung. Sie erzählt mir von einer
Freundin, die wunderbar bunte Kuchen bäckt und ich schlucke bei dem Anblick von
buntem Kuchenteig. Bäh! Lebensmittelgefärbte Zuckerglasur? Kein Problem. Dafür
bekomme ich kaum ein Stück bunten Kuchen hinunter. Warum? Keine Ahnung. Als wir
mit dem Hauptgang fertig sind, holt sie noch einen Teller Milchreis aus dem Kühlschrank,
den wir uns brüderlich teilen. Genau in der Hälfte, weil ich es sonst nicht
ertrage. Schließlich könnte dann jemand zu kurz kommen oder zu viel bekommen.
Genau in der Hälfte ziehe ich also eine Linie. Gott sei Dank gibt es für mich
einen Löffel. Aus Metal.
von Jonas Gadomska
Alle lachen. Sie schaut mich zähneknirschend mit einem
hinterlistigen Grinsen an. So als würde sie versuchen sich zu beruhigen. „Ich
glaube nicht, dass du in der Position bist, freche Bemerkungen machen zu
dürfen!“ Ich lächele unschuldig und versuche mich zurechtfertigen, doch sie
unterbricht mich mit den Worten: „Vor. Die. Tür!“ Als ich aus dem Klassenraum
gehe, ärgere ich mich über mich selbst. „Du hast doch eine Macke. Warum kannst
du nicht einmal deinen Mund halten, du weißt doch, dass sie humorlos ist!“,
versuche ich mich zu beruhigen. Meine Witze versteht halt nicht jeder und
Sarkasmus schätzen nun mal auch nur wenige, so wie ich. Umso lustiger finde ich
es, wenn ich fragende Blicke ernte oder auch mal auf Unverständnis stoße. Nicht
so wie in dieser Situation. Es ist schon das zweite Mal in diesem Monat, dass
ich wegen „dummen Sprüchen“ einen Tadel von meiner unübertrefflich charmanten
Physiklehrerin bekomme. Sie öffnet, immer noch mit einem roten Kopf, die Tür
und bittet mich wieder herein. Ich setze mich. „Du denkst wohl du machst die
besten Witze, nicht?“ Ich verneine diese Frage um sie nicht zu verärgern und
die Situation etwas zu entschärfen. „Nun wollen wir sehen, wer hier lustiger
ist!“ Wir schauen sie erwartungsvoll an. „Was ist ein Lichtjahr?“, fragt sie
mit einem gespielten Grinsen. Wir gucken sie alle mit großen Augen an.
Schweigen. Sie krächzt: „Die Stromrechnung für zwölf Monate!“, und fängt an zu
lachen. Ihr beängstigendes Lachen verstummt. Stille. Sie rennt beschämt aus den
Raum. Nun tut sie mir wirklich leid, hätte ich meinen Mund doch gehalten...
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