Mittwoch, 14. Oktober 2015

Printseite Oktober 2015 / 5 Dinge


von Yasemin Rittgerott

1. Musik
Manchmal gehe ich den Menschen in meinem Umfeld sicher tierisch auf die Nerven, weil ich zum hundertsten Mal über irgendein Festival, eine Band oder diesen einen Song sprechen will. Live auf einer großen Bühne, auf meinem iPod, im Hintergrund beim Einkaufen – wie und wo ist mir eigentlich egal, was dann läuft nicht unbedingt. Aber generell kann man mich mit Musik immer ziemlich schnell, ziemlich glücklich machen.

2. Meer und mehr
Draußen am Meer, bei einer leichten Brise, die Zehen im Sandvergraben – das lässt mich ruhig werden. Die Natur hat so viel zu bieten, jede Jahreszeit hat ihren eigenen Charme, jede Landschaft ihren eigenen Reiz. Jede Art von Regen löst ein anderes Gefühl in mir aus. Ein starker Platzregen lässt mich zum Beispiel Dinge fühlen, die ich vorher vielleicht verdrängt habe, meistens sind es Kummer und Sorge, die dann auf mein Herz niederprasseln. Wenn es aber um mich stürmt und der Wind in meinen Ohren rauscht, dann wird es in mir ganz still. 

3. Sich woanders wie zu Hause fühlen
Unter die Decke gekuschelt sitze ich mit angezogenen Beinen auf dem Sofa und schaue einen Film, zwischendurch stehe ich kurz auf, gehe in die Küche, koche Tee, fülle ihn in meine Lieblingstasse – eine Szene, wie sie sich in meiner Wohnung abspielen könnte, abgesehen davon, dass ich kein Sofa besitze. Sich woanders wohl zu fühlen, nicht auf Zehenspitzen vorsichtig durch die Wohnung zu laufen, sondern zu wissen, in welchem Regal die Gläser stehen und in welcher Schublade die Chips versteckt sind, zu wissen, dass man hier ganz man selbst sein kann, wie in seinen eigenen vier Wänden.

4. Weinen
Ich weine selten einfach, weil ich traurig bin. Liebeskummer, Heimweh – ich fühle das, aber die Tränen kommen mir deswegen äußerst selten. Aber wenn in einem Film ein alter Mensch, die Liebe seines Lebens beerdigt, heule ich wie ein Schlosshund. Es sind die Nicolas Sparks-Schnulzen und eigentlich alle Grey’s Anatomy Folgen, die mir helfen, mal so richtigloszulassen und sich all dem Schmerz, der in mir schlummert, hinzugeben. Hinterher bin ich dann erschöpft und müde, aber auch um einiges leichter.

5. Sich in einem guten Buch verlieren
Was der Lehrer da vorne an der Tafel erklärt, geht an mir vorbei. In meinen Gedanken bin ich schon auf dem Weg nach Hause, zurück aufs Sofa und zurück in die Welt zwischen den Seiten. Es sind doch nur noch 100 Seiten... Die ganze Nacht habe ichgelesen, bis meine Mutter um vier Uhr zu ihrer Frühschicht aufgestanden ist, das Licht unter meiner Tür gesehen und mir das Buch weggenommen hat. An Schlafhatte ich gar nicht gedacht, war ich doch völlig eingenommen von dieser Geschichte, ja, fast schon ein Teil von ihr...

von Tassia Weimann

1. Stundenlange Gespräche über Gott (und die Welt).
Ich komme gar nicht dazu vom meiner Tasse Tee zu trinken, weil ich so ins Gespräch vertieft bin. Wir reden über Gott. Wir reden über ein Thema, was wir nicht einfach so im Kreis nach der Vorlesung ansprechen würden. Viel zu oft wird uns ins Wort gefallen, um uns zu sagen, dass Glauben Schwachsinn ist. Aber wir reden und reden und vergessen dabei die Zeit. Wir philosophieren darüber, was da ist oder auch nicht. Und schweifen zu den Dingen, die uns im Leben bewegen. Nachdem du gegangen bist, bin ich erstaunt wie viele Stunden wir nur mit Reden verbracht haben und fühle mich leicht.

2. Nachdenken und merken, dass es im Moment nichts gibt, worüber man nachdenken muss
Als ein Mensch, der ständig nachdenkt, bin ich für jeden Moment im Leben dankbar, wenn es nichts gibt über das ich nachgrübeln muss. Kopf an. Nichts da. Kopf aus. Lächeln.

3.Basteln
Nach zwei Stunden liegt eine kleine, aus Papier gefaltete Kugel vor mir auf dem Schreibtisch. Ich bin unendlich stolz, aus einem Stück Papier so etwas Schönes gemacht zu haben und erschöpft von so viel Konzentration. Handarbeit ist so wunderbar, weil man alles herum vergisst und seine ganze Konzentration auf den Gegenstand vor sich richtet. Ob es nun das Knäul Wolle ist, was durch ein paar Knoten und ein wenig Zeit eine Socke wird oder eben ein Stück Papier, welches später eine Lichterkette schmückt. Alles nur durch ein paar Handgriffe und alles einzigartig.

4. Bücher ins Bücherregal stellen, nachdem man sie gelesen hat.
Mit noch feuchten Augen bringe ich das Buch in meiner Hand zum Bücherregal. Einerseits traurig, weil es vorbei ist und andererseits furchtbar glücklich, weil das Buch nun im Kopf weiterlebt und neue Blickweisen möglich macht. Und: Hallo! Ich habe wieder eins geschafft! Ich bin der König der Welt!

5. Im Herbst Eichhörnchen in den Bäumen beobachten (und „Da ist ein Eichhörnchen!!!“, schreien, um alle in meiner Umgebung zu informieren)
Ich sitze auf dem Bett und rede mit dir, als plötzlich ein Eichhörnchen in unserem Garten vom Baum zu Baum springt. „Eichhörnchen!“, schreie ich und unterbreche damit meinen vorher angefangen Satz. Der Versuch mich wieder auf das Gespräch zu lenken, gelingt erst, als das Eichhörnchen nicht mehr in Sichtweite ist. Besonders schön sind die Situationen, in denen ich andere Menschen auf ihr Glück aufmerksam machen kann. Zum Beispiel im Bus, wenn ich meinen Freunden und allen anderen Anwesenden zu schreie, dass dort ein Eichhörnchen auf der Wiese sitzt. Doch irgendwie bin ich die glücklichste Person in diesem Moment. Das Ganze würde ich im Übrigen auch gerne bei Füchsen machen, aber die sieht man leider so selten.



SHARE:

Keine Kommentare

Kommentar veröffentlichen

© Wortfluss Peine
Blogger Designs by pipdig