von Tassia Weimann
"Mit jedem deiner Fehler lieb ich dich mehr",
singt Philipp Poisel in seinem Ohr und irgendwie fühlt er sich unwohl in seiner
Haut. Nicht nur, weil er Philipp Poisel hört. Nein, irgendwie kann er das nicht
glauben. Dass Fehler einen noch liebenswerter machen. Zu etwas Besonderem. Denn
schließlich zielt doch alles auf Schönheit ab. Die Firmen, die Werbung, die
Modelagenturen, das Fernsehen. Wenn Dieter Bohlen nach einer mäßigen
Gesangseinlage lobt: "Sie sieht super aus - Sie hat das Zeug zum
Superstar!", dann fragt er sich wirklich, ob es nicht doch unsere Makel
sind, die uns ausscheiden lassen. Die uns nicht in die Hollistermodelkartei
lassen oder jede andere Chance mildern. Wie die Chancen der Frauen bei einem
seiner Kumpel, der selbst Freunde nach Schönheit sortiert. "Sie ist nicht
so hübsch, aber ihre Freundinnen sind heiß! Da geh ich hin!" Na danke,
denkt er auch dann, aber schweigt. Ihm gefällt seine Nase nicht und seine
ebenfalls schiefen Zähne. Und dunklere Haare wären auch besser. Aber eigentlich
wäre es nur besser wäre ihm all das endlich egal. Würde er einfach auf seine
wirklichen Freunde hören, die ihm auf die Schulter klopfen und ihn nicht wegen
Philipp Poisel aufziehen. Die mit ihm über diese aufgesetzten Mädchen
herziehen, die mit ihrem "ach so perfekten" Aussehen plus ampelroten
Lippenstift um Aufmerksamkeit buhlen. Die wahrscheinlich sagen würden, er sei
nicht hübsch. Durchschnittlich, aber nicht hübsch. Nichts mit dem sie dich
abfinden würden. Und sein erster Gedanke ist: "Verdammt macht dich dein
Charakter hässlich". Denn eigentlich sollten wir verdammt klischeehaft
sagen: Das Innere zählt. Denn das tut es. Selbst wenn er perfekt aussehen
würde, wären ihm diese Mädchen mit ihrer Oberflächlichkeit zuwider. Und er
möchte eh kein Superstar werden. Sein einziger Fehler bleibt: Er denkt zu viel.
Und der einzige Gedanke, der ihm nicht in den Sinn kommt ist, dass ihn das
verdammt liebenswert macht.
von Yasemin Rittgerott
Sie bedecken deine Haut, als hätte ein kleines Kind beim
Malen nicht richtig aufgepasst und überall Farbe herumgespritzt. Es sind
tausende und scheinen kein Ende nehmen zu wollen. Wenn ich dich ansehe, fühle
ich mich als würde ich den dunklen Nachthimmel betrachten von dem die Sterne
hinableuchten und mit ihrem Licht ihre ganz eigenen Geschichten auf die Erde
senden. Genauso strahlen mir auch diese orangenen Tupfer von deiner blassen
Haut entgegen. In ihnen sehe ich Bilder, die sich aneinanderreihen und mit
meiner Fantasie von so einigen Abenteuern erzählen.
Schon oft habe ich angefangen sie zu zählen und dabei
versucht, jeder einzelnen einen Kuss aufzudrücken, aber das hat dich gekitzelt.
Aber eigentlich ist es weniger das Gekitzle, was dich stört.
Du magst es überhaupt nicht, wenn ich deinen Sommersprossen
so viel Aufmerksamkeit schenke. Einmal hast du mir erzählt, wie du als Kind versucht
hast, sie dir von der Haut zu radieren. Mit den Jahren hast du gelernt, sie zu
akzeptieren. Aber wie gesagt, so richtig gern hast du sie immer noch nicht.
Dabei lassen sie dich so zuckersüß aussehen, wie sie sich zu kleinen Horden
zusammenfinden, zum Beispiel um deine Nase oder auf deinen Knien.
Deine Sommersprossen lassen dich lebendig wirken, selbst
wenn du mit geschlossenen Augen einfach nur daliegst. Auf deiner Haut geht die
Party. Von glattgebügelt keine Spur. Sie machen dich einzigartig.
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