von Yasemin Rittgerott
eins / Bye, bye Deutschland / hello again, England / zwei, drei, vier, fünf / Worte, Themen, Hausarbeiten verschwimmen zu einer großen Masse / Tod / ein Berg an Arbeit / die Tastatur klackert die ganze Nacht / magische Momente am Meer / sechs / wenn die Einsamkeit am Herzen nagt / London / Brexit / strahlendes Wiedersehen / sieben, acht, neun / tanz mit mir im Zauberwald / schwitzige Sturzbäche in meinem Rücken / alles wird weit / Sonne / Musik / Menschenmassen / lernen für die Uni / zehn, elf / lernen fürs Leben / einander in die Arme fallen / in tiefe Löcher fallen / ‘ich hätte nie gedacht das irgendwem mal irgendwann nichts reicht’ / Schockstarre / ein Abschied / wild world / zwölf / von vielem zu viel / von vielem zu wenig / heisskalt / lauwarm / nicht aufgeben / Hoffnung.von Lara Konrad
Enden gehören zum Leben dazu. Die Schule endet, die Kindheit endet, das Studium endet; Jahre enden. An solch einem Ende dreht man sich noch einmal um und schaut zurück auf das Vergangene, vielleicht melancholisch, vielleicht auch froh, dass es endlich vorbei ist. Wenn ich an 2016 denke, kommen mir immer mehr Einzelheiten in den Sinn, Tage am Strand, Besuche bei meiner Familie, durchgemachte Nächte. Und all das, all die Erlebnisse und Gefühle und Gedanken verschmelzen zu einem Brei, verbinden und vermischen sich. Im Rückblick wirkt all das gar nicht so groß, gar nicht so lang, das Jahr scheint eben erst begonnen zu haben. Meine Gefühle, die ich im Laufe dieses Jahres hatte - Wut und Enttäuschung angesichts all der politischen Ereignisse, Glück über Urlaube mit Freunden und Familie - scheinen im Rückblick gar nicht so stark, die Zeit scheint sie zu dämpfen; meine Erlebnisse werden in meiner Erinnerung dafür umso schöner. Es ist ein wenig, als würde ich auf eine andere Person schauen, die dort gehandelt und gedacht und erlebt hat, eine Person, die mir vage bekannt vorkommt, aber die ich doch nicht mehr bin. Allerdings habe ich auch nach diesem Jahr immer noch keine Ahnung, wer ich bin; ich werde nächstes Jahr einfach weitersuchen, in anderen Ecken, auf andere Weise. Und irgendwann wird auch diese Suche enden.von Jonas Gadomska
Erst David Bowie, dann Alan Rickman. Der Januar 2016 fing vergleichsweise düster an und sollte nicht nur für mich ein Vorbote für ein etwas anderes Jahr sein. Obwohl die Schule relativ gut lief und der Fußball stätig rollte, fühlte ich schon, dass dieses Jahr etwas anders sein würde. Neue Freunde, eine neue Umgebung und die Fahrschule - alles um noch erwachsener zu werden. Auch wenn meine Kindheitshelden starben, dachte ich dennoch an einen Freiraum für andere. Wie zum Beispiel für einen neuen Präsidenten. Sehr von der US-amerikanischen Präsidentschaftswahl fasziniert, versuchte ich also alles in den Medien zu verfolgen, was damit zu tun hatte. Nach einiger Zeit verlor ich aber das Interesse und widmete mich anderen, wichtigeren Dingen. Natürlich weiß nun jeder, dass Donald Trump mehrheitlich gewählt wurde und dass das US-amerikanischen Volk, wie schon seit vielen Jahren nicht mehr, vollkommen gespalten ist. 2016. War Donald Trump wirklich das Wichtigste? Harambe. Dabs. Memes. Postfaktisch. 2016 war für mich viel mehr als nur digital. Und manchmal sind gerade die ungesagten Dinge und stillen Momente das, was mein Jahr ausmacht.von Tassia Weimann
Rauch / der Ire grinst, weil er noch nie so viele Silvesterraketen gesehen hat / Tränen, als ich höre, dass du Krebs hast / so viel Liebe und Gemeinschaft nach dem Examen / Wir schlafen mittags zu dritt auf dem Sofa ein / tiefe Freundschaft / Trump / Überall so viel Hass / Überrascht von so viel Interesse für unser Hobby / Indianer beginnt nochmal von vorne / Chorklänge in meinem Ohr / Freude.
So zeichnet sich mein Jahr vor meinem inneren Auge ab. Alles
gesagt und so viel verschwiegen. All die Jahre waren immer gut, keine größeren
Steine auf dem Weg. 2016 kam mir wie ein Berg vor. Mit vielen kleinen Stürzen
und doch komme ich am Ende an. Kann mich in die Arme meiner Liebsten fallen
lassen und das Jahr vorbeiziehen sehen. Kann wieder freudig 2017 mit
Wunderkerzen in die Silvesternacht schreiben. Darf in die funkelnden Augen
meiner Freunde blicken und ihnen “Frohes neues Jahr!” ins Ohr hauchen, während
ich sie an mich drücke. Dabei schwingt das Wissen mit, dass ich mich bei jeder
Wanderung auf sie stützen kann, wenn ich drohe zu fallen. Und die Hoffnung,
dass das nächste Jahr nur ein paar Hügel mit sich bringen wird.
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