von Tassia Weimann
Einmal Mut, bitte!
Die Angst greift um sich, um sich jedes Herz zu schnappen,
welches ihr über den Weg läuft. Sie macht es kalt und starr. Kein Mitgefühl,
nur Hass. Gespickt von Vorurteilen und Furcht vor dem Unbekannten.
„Mut ist eine Sache, die man nur sehr schwer verstehen kann.
Man kann Mut haben, der auf einer dummen Idee oder einem Fehler beruht. Aber
man darf die Erwachsenen nicht fragen oder deinen Coach oder deinen Lehrer,
weil sie die Regeln machen. Vielleicht wissen sie es besser, vielleicht aber
auch nicht“, sagt der Junge im Fernsehen und dringt damit sofort in mein Herz.
Wir brauchen mehr Mut. Mut, uns eigene Gedanken zu machen.
Wie die Frau in dem Film „Blind Side“, die den
dunkelhäutigen, obdachlosen Jungen aufnimmt und ihm wieder Hoffnung gibt. Wie
eine Löwin verteidigt sie ihn vor ihren oberflächlichen Freundinnen, die mit
all den Vorurteilen nur so um sich werfen. Und ich bewundere sie. Sie kämpft und
behält Recht damit. Weil sie auf ihr Herz gehört und Vorurteile über Bord
geworfen hat. Sie hat den Menschen gesehen und einfach geholfen. Und in diesem
Moment möchte ich all die kalten Herzen schütteln und ihnen zu rufen, dass sie
einfach Mut brauchen. Mut etwas zu riskieren, sich in Unbekanntes vorzuwagen
und eines Besseren belehrt zu werden. Mut zu lieben und Liebe zu ernten.
von Yasemin Rittgerott
Einmal „wir“, bitte!
"Wir gehen jetzt rauchen.", sage ich beiläufig zu
einer Freundin. "So, so, jetzt seid ihr schon beim 'wir'.",
schmunzelt sie als Antwort und macht sich alleine auf den Weg zur Bar. Draußen
stehen wir uns gegenüber und ich sehe dich an. Plötzlich hat dieser Satz, der
mir so leicht über die Lippen kam, ein ganz anderes Gewicht. Wir - das kenne
ich noch nicht. Wir - das macht mir Angst. Wir - das könnte hohe Wellen
schlagen, das könnte ganz fürchterlich schiefgehen. Die Vergangenheit hat ihre
Spuren hinterlassen und warnt nichts zu überstürzen. Zu oft war die
Enttäuschung zu groß.
Doch dann sehe ich dich wieder an und Neugierde überkommt
mich: Was könnten wir sein? Lass uns gemeinsam fallen, einander in den Armen
landen, miteinander herausfinden, was wir sind.
Bisher habe ich ganz gut allein getanzt, doch jetzt möchte
ich mich mit dir im Kreis drehen. Und dann stillstehen, die Zeit vorm Fenster
vorbeiziehen lassen, während auf der Mattscheibe die Leben anderer passieren.
Sich dann wieder bewegen, näher zueinander rücken, sich kennenlernen und Musik
hören, die nur wir kennen.
Denn vielleicht steht am Ende nur ein Wort, dort, wo du und
ich gemeinsam sind: wir.
von Elina Göhrmann
Einmal Zeit, bitte!
22:00 Uhr: Tür aufschließen und die Tasche in die Ecke
schmeißen. Die Wohnung ist immer noch unaufgeräumt. Seit drei Tagen. Und es
wird immer schlimmer. Wo ist die Zeit geblieben? Mit einem letzten Blick auf
das Bett, schnappe ich mir die erste Ladung Wäsche. Den Staub in der Ecke
ignoriere ich gekonnt: Wenn ich um diese Uhrzeit staubsauge treten mir die
Nachbarn die Tür ein. Vielleicht komme ich ja morgen Abend früher nach Hause.
Als nächstes ist der Abwasch dran, dann ein kurzes Sortieren der Post und des
Papierkrams. Es ist Wahnsinn, wieviel Zeit diese alltäglichen Dinge
beanspruchen. 23:00 Uhr: Es sieht etwas besser aus, aber nicht viel. Für sieben
Stunden Schlaf muss ich jetzt aber ins Bett. Die nächsten Tage gleichen dem
letzten: morgens aufstehen, abends nach Hause kommen und ein bisschen Kleinkram
wegräumen. Erst eine Woche später habe ich endlich eine freie Woche und stehe
um elf Uhr in meiner blitzblank geputzten Wohnung. Endlich! Aber was fang ich
vor lauter Schreck jetzt mit meiner freien Zeit an?
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