Yasemins Sound bildet die Grundlage für alle weiteren Texte.
von Yasemin Rittgerott
Spaceman
Spiff – Vorwärts ist keine Richtung
„denn
woanders ist auch immer / nur ein weiteres hier / und immer viel zu viel die
andern / immer viel zu wenig wir / aber nur weil es uns nicht gut geht / heißt
das nicht es geht uns schlecht / nur weil alle anderen reden / heißt das nicht
sie haben recht“
Fotos –
Es reisst uns auseinander
„Wiederholung
/ ich halte die Stadt an / für eine Sekunde /man hörte uns hoffen / wir
dachten, dass niemand / das Glück stillen kann / weil niemand das Glück stören
kann“
Wir sind
Helden – Darf ich das behalten?
„Ich geb dir
meinen Verstand dafür / ich geb dir mein Wort, ich will / für immer stumm sein,
aber / nimm das nicht fort von mir“
von Elina Göhrmann
Ich laufe
über die Brücke, unter der die Donau fließt. Meine Schritte passen sich dem
Takt der Musik in meinen Ohren an. Von weitem sehe ich schon deine grüne Jacke
und ich weiß, dass du mich ebenfalls schon längst gesehen hast. Je näher du mir
kommst, desto weiter weg bist du von mir. Mit jedem Schritt ignorieren wir uns
beide mehr.
„Spielt
keine Rolle in diesen Tagen/ Wir gehen die Straße auf verschiedenen Seiten/ Ich
rieche den Winter, noch die Bilder vor Augen“
Es ist unangenehm.
Mir war nicht bewusst, wie seltsam Begegnungen nach all den
Jahren zusammen sein können. Als du genau auf meiner Höhe bist, hoffe ich,
dass dieses Gefühl irgendwann verschwindet.
„Wir
fallen in tiefe Löcher/ und klettern wieder hinauf/ und die Sonne geht unter/
und die Sonne geht auf“
Unbewusst
drehe ich mich noch einmal um und schaue dir hinterher. Du hast deine Hände in
die Hosentaschen gesteckt – ich kann es einfach nicht lassen, daran zu denken,
wie wir vor wenigen Tagen noch Hand in Hand diese Strecke gingen. Ich will mich
schon wieder abwenden, als du deinen Kopf drehst. Ich schaue für diesen kurzen
Moment wieder in deine Augen.
„Darf
ich das behalten/ Behalt meine alten Träume/ Kannst sie verwalten wie du
willst“
von Tassia Weimann
Wir
philosophieren über die nächsten Jahre und was danach passiert und wann man
heiratet und Kinder bekommt und ob man vorher die Welt umsegelt oder lieber
nicht. Ich sitze mit meinen beiden neuen Freundinnen aus der Uni auf dem Sofa.
Nebenbei läuft das Dschungelcamp – ein Stück Oberflächlichkeit, die wir selbst
umgehen möchten. Wir sind umgeben von Selbstinszenierung und Selbstoptimierung.
Diskutieren die neusten 30-Tage-Challenges. Reden über unsere große Lieben und
die, die es mal waren. Als sie sagen, dass sie Dich ganz anders erwartet
hatten, zieht sich mein Bauch zusammen. Was soll das bedeuten? Ich höre weg,
irgendwie. Ich versuche nicht über zu reagieren. „Nur weil die anderen reden,
heißt es nicht sie haben Recht.“
Als sie weg
sind, stolpere ich ins Nebenzimmer, krieche unter deine Decke, lege meinen Kopf
auf deine Brust. Es fühlt sich an, als würde er eine Tonne wiegen. Zu viele
schwere Gedanken, die sich entleeren müssen. Du setzt deine Kopfhörer ab und
ich sprudle heraus mit allem, was mir auf den Herzen liegt. Zweifel, gesät von
anderen und Hoffnungen gepflanzt von uns. „Weil niemand das Glück stehlen
darf.“
Dein lauter
Atem beruhigt mich. Du schläfst so friedlich. Dein Atem pustet mir im stetigen
Rhythmus die Haare aus der Stirn. Ich streiche dir deine aus dem Gesicht. „Darf
ich das behalten? […] Ich brauche nichts mehr als das. Ich brauche nichts
mehr…“
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