Mittwoch, 13. März 2013

Printausgabe März 2013 / Lieblingsbilder

Foto: Tassia Weimann

von Tassia Weimann

Lieblingsbild... von dir

Wir fahren an einem Samstag durch Peines Umgebung. Lassen uns irgendwohin treiben, wo es einen Wald gibt und wir uns festhalten können in Bildern. Schließlich werden wir fündig an einem Ort, der so nah ist und den ich jedoch noch nie genau betrachtet habe. Anfangs sind wir noch schüchtern im Umgang mit der Kamera. Obwohl wir uns gegenüber nie schüchtern sind. Wir sind laut, so gut wie immer am Reden oder Philosophieren. In den acht Jahren haben wir uns oft die Meinung gesagt, egal wie ungemütlich sie sein mochte. Wir haben zusammen geweint und gelacht und geschwiegen und alles was man mit seiner besten Freundin so macht. Wir haben zusammen Freunde gewonnen und verloren. Wir haben schreckliche Frisuren und Haarfarben ausprobiert. Wir waren einfach wir selbst. Immer. Und  das sind wir auch jetzt, wenn wir durch den Wald irren und wieder ein Stück unserer Geschichte festhalten. Wir entdecken einen kleinen See, springen auf den Baumstämmen herum und sind fast wieder so wie damals. Unbeschwert, jung und frei. Doch dieses Mal auch glücklich. Mit uns. Mit unseren beiden Leben, die 225 km entfernt voneinander stattfinden.  
Später zeige ich dir die Fotos. Von den gefühlt 498 magst du jedoch nur 5 auf denen du zu sehen bist. Mir gefallen 13 Fotos von dir. Auch die Ungestellten. Die, wo du ein wenig die Kontrolle hinter dir gelassen und dich dem Moment hingegeben hast. Die zeigen, wie mitreißend du lachen kannst. Auf denen man fast ein wenig in dich hinein blicken kann. Und mir gefällt, was ich sehe.

von Elina Göhrmann

Casper David Friedrich - Der Wanderer über dem Nebelmeer

Das Wetter war kalt und grau, ein typisches Novemberwetter mit Nebel, der über dem Tal hing. Es war wie an dem Morgen, als ich sie klammheimlich verlassen hatte und fortgegangen war. Das war jetzt drei Jahre her und doch erinnerte ich mich an jede Einzelheit ihrer Bewegung, an jede einzelne Minute. Und wie immer, wenn diese Erinnerungen mich vollkommen einnahmen, zog ich meinen Mantel an, nahm meinen Wanderstock und stieg auf den Berg, der direkt hinter meinem Haus lag. Ich stieg soweit hoch, bis ich die Spitze erreichte und auf das Nebelmeer unter mir schauen konnte, aus dem die Bäume und kleineren Berge wie spitze Steine herausragten. Dieses Bild war das Abbild meiner Gefühle – eindrucksvoll, kalt und sehnsüchtig. Auf meinen Stock gestützt erinnerte ich mich daran, wie wir darüber gesprochen hatten zu heiraten und lächelte leicht, als ich ihre Stimme in meinem Kopf hörte, die verlangte einen Löwenzahnstrauß dafür zu haben. Ich versank in der Vergangenheit. Es tat weh zu wissen, dass ich freiwillig gegangen war, dass ich sie verletzt hatte, doch zu diesem Zeitpunkt gab es keine andere Möglichkeit. Die Zeit hatte beschlossen, dass ich nicht der Richtige für sie war. Und egal wie sehr ich versuchte die Erinnerung an ihren Vater zu verdrängen, wie er sich in seiner gesamten Größe vor mir aufgebaut hatte, sie kam immer. Du seist verlobt und ich würde dein Leben zerstören. Du seist viel zu gut für mich. Du hättest was anderes verdient als einen armen, schäbigen Wanderer, der durch die Welt zog. Das alles sagte er und ich ging. Jedes Mal, wenn ich hier stand, weiß ich nicht, wieso ich gegangen bin. Ich verfluche mich dafür, nicht gekämpft zu haben. Doch jedes Mal kommt das Wissen zurück, sobald ich wieder am Fuße des Berges bin. Ich hatte gewusst, dass er recht hatte. Müde seufzte ich und stützte mich noch ein bisschen mehr auf meinen Stock. „Ich liebe Dich, Maria.“, flüsterte ich leise dem Nebelmeer zu und ging.
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