Mittwoch, 21. September 2016

Printseite September 2016 / Ich in einem Film/Buch oder einer Serie


von Elina Göhrmann 

Ob das wohl auch geht, wenn es keine Pelzmäntel sind? Ich schaue noch einmal vorsichtig hinaus in den Flur, bevor ich leise den Kleiderschrank meiner Mutter öffne. Nicht ein einziger dicker, brauner Mantel hängt darin – nur normale Jacken. Und als ich mit dem Finger über die Stoffe fahre, stelle ich enttäuscht fest, dass sie sich auch gar nicht flauschig anfühlen. Dennoch muss ich es versuchen. Mit Elan lege ich das dicke Buch auf den Boden und krabble vorsichtig in den Schrank hinein. Es ist ziemlich eng. Ich schließe die Augen und sehe es förmlich vor mir, wie ich durch den Schrank hindurch in Narnias Wald gehe. Überall zwitschern Vögel und ich würde sofort den Löwen Aslan suchen. Und natürlich würde ihn finden, schließlich glaube ich ganz fest daran. Und dann würde ich Lucy kennen lernen, und Peter, Edmund und Susan. Edmund würde dann niemals mit der weißen Hexe mitgehen, denn jeder weiß, dass das falsch ist und ich kann Leute sehr gut überzeugen. Natürlich würde ich auch bei allem anderen mithelfen, aber das wäre wohl das Wichtigste von dem, was ich mir vorgenommen habe. Meine Finger gleiten über den Boden und tasten nach dem Gras. Und dann bin ich beim Hindernis angekommen und sinke enttäuscht in mich zusammen. Die Schrankwand. Ich klettere wieder aus dem Schrank, schnappe mir das Buch und gehe wieder zu meinem Zimmer. Auf dem Weg komme ich an meiner Mutter vorbei. „Warum hast du keine Pelzmäntel in deinem Schrank?“, schmolle ich und verkrieche mich ohne einen weiteren Kommentar mit meinem Buch unter meiner Bettdecke.
Film/Buch: Narnia

von Tassia Weimann

Düster, kalt, brutal. Mein erster Eindruck von der neuen Welt erdrückt mich. Die kalten Burgmauern erstrecken sich mehrere hundert Meter hoch über meinen Kopf. Die Menschen eilen, wie im Mittelalter mit ihren Waren und Vieh auf der Straße umher. Sie sehen krank und ungewaschen aus. Kein Prunk, kein Zauber, so wie ich es mir ausgemalt hatte. Ich fröstel. Und das obwohl ich im Süden von Westeros bin und es mindestens 26 Grad Celcius hat. Der Geruch aus Unrat und Schweiß steigt mir in die Nase. Und mir kommt nur ein Gedanke: Ich muss hier weg.
Ich eile aus der Stadt hinaus zum Hafen von King‘s Landing und schaue auf den weiten Ozean hinaus. Neugierig lausche ich den Gesprächen der Matrosen und schnappe die neusten Gerüchte auf. Von Daenerys und ihren Drachen und all den anderen starken Frauen in dieser Welt. Ich seufze, weil ich von all dem nichts mitbekomme. Mir ist wohl eine Rolle bei den unteren Zehntausend vorgeschrieben. Ich sehne mich nach mehr Einfluss und Luxus, als mir ein blaues Licht ins Auge fällt. Ich schaue in den Himmel, als ich den blauen Drachen über meinen Kopf erblicke, dessen Schuppen das Licht zurückwerfen. Und plötzlich bin ich mitten drin – eine weitere Frau erhebt Anspruch auf den Thron.
Serie: Game of Thrones

von Yasemin Rittgerott

Als ich in meine neue WG eingezogen bin, war ich begeistert: tolle Wohnung, nette Leute, gute Lage. Genau das richtige, wenn man neu in eine fremde Stadt kommt. Doch kurz nach meinem Einzug, musste ich feststellen, dass ich es auch besser hätte treffen können. In der Wohnung unter uns wurde nämlich auch ein Zimmer frei. Die Castings waren wohl nicht leicht, aber am Ende fanden die Jungs jemanden: Jess, das ‚New Girl’. Es ist nicht zu überhören, dass bei ihnen mehr los zu sein scheint, als bei uns: meine Mitbewohner haben sich zwar als nett, aber auch als tierische Langweiler herausgestellt. Zu der WG von unten konnte ich jedoch bis jetzt noch keinen richtigen Draht finden. Ich habe zwar schon versucht mit ihnen ins Gespräch zu kommen, aber ob im Fahrstuhl, oder vor der Tür, beim Müllrausbringen oder wo auch immer, irgendwie wirken sie oft etwas abwesend oder verwirrt. Dabei würde ich sie echt gerne kennenlernen! Gerade drönt laute Musik zu mir nach oben und man hört Stimmen und Gelächter. Da scheint eine fette Party im Gange zu sein. „Los, jetzt versuch es noch ein letztes Mal! Du musst endlich Freunde finden!“, ruft meine innere Stimme mir zu. Ich bin etwas aufgeregt, als ich in den Fahrstuhl steige und ein Stockwerk nach unten fahre. Völlig unbegründet: Winston öffnet mir breit grinsend die Tür und drückt mir einen Drink in die Hand. Ich glaube zwar, er verwechselt mich, aber endlich bin ich drin.
Serie: New Girl
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