Mittwoch, 13. April 2016

Printseite April 2016 / Witze


von Elina Göhrmann 

Das Schweigen steht im Raum, doch es dauert nur ein paar Sekunden an. Dann ist nur noch das schallende Lachen zu hören. „Oh Carsten“, prustet Katrin. „Du bringst echt immer die allerschlechtesten Witze!“ Mit einem Schmollmund auf den Lippen schaut sich Carsten in der Runde um und sucht nach einem Widerspruch, aber das Bild, welches sich ihm bietet, beinhaltet nur drei lauthals lachende Personen und zwei grinsende Kopfschüttler. Wieder einmal. Ständig hört er, dass seine Witze immer so schlecht sind, dass es schon wieder lustig ist. Und egal wie sehr er sich bemüht und selbst schon breit grinsend in die Runde schaut – nie, wirklich nie, kommen die erhofften sofortigen Lacher. „Das nächste Mal“, nimmt er sich vor. Irgendwann muss er es ja hinbekommen. Schon fängt es in seinem Kopf wieder an zu rattern, auf der Suche nach etwas lustigem, einer plötzlichen Wendung, einfach irgendetwas. Da schließen sich zwei Arme um ihn und er blickt auf eine immer noch leicht kichernde Katrin hinunter. „Was würden wir nur ohne dich machen?“ Sie drückt ihn einmal fest, bevor sie sich wieder löst. Und Carsten bemerkt, dass er es gar nicht so extrem schlimm findet, dass er der einzige ist, der seine Witze lustig findet.

von Tassia Weimann 

„Was ist klein, schwarz und dreht sich im Kreis?“ Bedächtiges Schweigen und Schulterzucken geht wie in einer kleinen Laolawelle durch das Esszimmer. Alle schauen voller Erwartung auf den kleinen, blonden Jungen, der verschmitzt in die Runde blickt. „Ein Maulwurf beim Hammerwurf!“ Kleines Schmunzeln und vereinzeltes Lachen erhellen den Raum. „Und was ist klein und hüpft auf und ab?“ Er wartet kurz ab. „Ein Maulwurf, dem der Hammer auf den Fuß gefallen ist!“ Spätestens jetzt lachen alle. Und ich selbst weiß nicht, was mich mehr zum Schmunzeln bringt: der Witz, die gelöste Stimmung oder der Stolz, der in seinen Augen glänzt? Ich bewundere ihn, wie er mit seinen zehn Jahren vor dieser großen Runde Erwachsener sitzt und für ein paar Minuten alle unterhält. Ich selbst war nie der Klassenclown. Nie jemand, der gerne Witze erzählt hat. Immer diejenige, der kein Witz eingefallen ist. Oder die, der die Hälfte des Witzes erst einfiel, wenn er eigentlich schon vorbei war. All das hat maßgeblich dazu beigetragen, dass ich mich selbst nicht als lustig bezeichnen würde. Immer wieder ernte ich auf diese Aussage ein Kopfschütteln meiner Freunde. Und trotzdem verstehe ich nie, was sie mir damit sagen wollen.
Doch spätestens als ich über das neue Weihnachtsgeschenk der Jungs stolpere, rücklings auf dem Boden liege, kann ich nur selbstironisch meiner Tollpatschigkeit danken. Alle fangen an zu lachen und ich verstehe meine Freunde ein bisschen mehr: Vielleicht bin ich eher der sarkastisch-ironische Klassenclown mit Hang zur Tollpatschigkeit. Das ist meistens auch ziemlich lustig.

von Yasemin Rittgerott 

Ich bin nicht übermäßig lustig. Manchmal habe ich Momente in denen ein wenig Witz aus mir sprudelt. Generell würde ich aber sagen, dass ich eher die bin, die über die Witze von anderen lacht. Vielleicht ist das auch der Grund, warum mich Witz so anzieht. Nicht der von den großen Comedians, sondern der der Klassenclowns. Leute, die sich selbst nicht zu ernst nehmen, die mit Absicht einen so schlechten Witz erzählen, mit dem Wissen, dass er eigentlich überhaupt nicht lustig ist, bringen mich viel häufiger zum Lachen, als alles andere. „Was ist orange und wandert über die Alpen?“ Viele große Fragezeichen und dann: „Na, eine Wanderine!“ Da rolle ich lachend über den Boden. Lachen ist gesund, lachen macht glücklich. Wenn mich jemand zum Lachen bringen kann, brauche ich keine Blumen mehr.
Das Daten von Klassenclowns hat häufig jedoch auch einen Haken, man weiß nie so genau woran man eigentlich ist. Doch kann man ihnen das wirklich übelnehmen? Immerhin hat man was zu lachen.
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