Mittwoch, 11. Februar 2015

Printseite Februar 2015 / Sound

Yasemins Sound bildet die Grundlage für alle weiteren Texte.

von Yasemin Rittgerott

Spaceman Spiff – Vorwärts ist keine Richtung
„denn woanders ist auch immer / nur ein weiteres hier / und immer viel zu viel die andern / immer viel zu wenig wir / aber nur weil es uns nicht gut geht / heißt das nicht es geht uns schlecht / nur weil alle anderen reden / heißt das nicht sie haben recht“

Fotos – Es reisst uns auseinander
„Wiederholung / ich halte die Stadt an / für eine Sekunde /man hörte uns hoffen / wir dachten, dass niemand / das Glück stillen kann / weil niemand das Glück stören kann“

Wir sind Helden – Darf ich das behalten?
„Ich geb dir meinen Verstand dafür / ich geb dir mein Wort, ich will / für immer stumm sein, aber / nimm das nicht fort von mir“

von Elina Göhrmann

Ich laufe über die Brücke, unter der die Donau fließt. Meine Schritte passen sich dem Takt der Musik in meinen Ohren an. Von weitem sehe ich schon deine grüne Jacke und ich weiß, dass du mich ebenfalls schon längst gesehen hast. Je näher du mir kommst, desto weiter weg bist du von mir. Mit jedem Schritt ignorieren wir uns beide mehr.
 „Spielt keine Rolle in diesen Tagen/ Wir gehen die Straße auf verschiedenen Seiten/ Ich rieche den Winter, noch die Bilder vor Augen“
Es ist unangenehm. Mir war nicht bewusst, wie seltsam Begegnungen nach all den Jahren zusammen sein können. Als du genau auf meiner Höhe bist, hoffe ich, dass dieses Gefühl irgendwann verschwindet.
 „Wir fallen in tiefe Löcher/ und klettern wieder hinauf/ und die Sonne geht unter/ und die Sonne geht auf“
Unbewusst drehe ich mich noch einmal um und schaue dir hinterher. Du hast deine Hände in die Hosentaschen gesteckt – ich kann es einfach nicht lassen, daran zu denken, wie wir vor wenigen Tagen noch Hand in Hand diese Strecke gingen. Ich will mich schon wieder abwenden, als du deinen Kopf drehst. Ich schaue für diesen kurzen Moment wieder in deine Augen.
 „Darf ich das behalten/ Behalt meine alten Träume/ Kannst sie verwalten wie du willst“

von Tassia Weimann

Wir philosophieren über die nächsten Jahre und was danach passiert und wann man heiratet und Kinder bekommt und ob man vorher die Welt umsegelt oder lieber nicht. Ich sitze mit meinen beiden neuen Freundinnen aus der Uni auf dem Sofa. Nebenbei läuft das Dschungelcamp – ein Stück Oberflächlichkeit, die wir selbst umgehen möchten. Wir sind umgeben von Selbstinszenierung und Selbstoptimierung. Diskutieren die neusten 30-Tage-Challenges. Reden über unsere große Lieben und die, die es mal waren. Als sie sagen, dass sie Dich ganz anders erwartet hatten, zieht sich mein Bauch zusammen. Was soll das bedeuten? Ich höre weg, irgendwie. Ich versuche nicht über zu reagieren. „Nur weil die anderen reden, heißt es nicht sie haben Recht.“
Als sie weg sind, stolpere ich ins Nebenzimmer, krieche unter deine Decke, lege meinen Kopf auf deine Brust. Es fühlt sich an, als würde er eine Tonne wiegen. Zu viele schwere Gedanken, die sich entleeren müssen. Du setzt deine Kopfhörer ab und ich sprudle heraus mit allem, was mir auf den Herzen liegt. Zweifel, gesät von anderen und Hoffnungen gepflanzt von uns. „Weil niemand das Glück stehlen darf.“
Dein lauter Atem beruhigt mich. Du schläfst so friedlich. Dein Atem pustet mir im stetigen Rhythmus die Haare aus der Stirn. Ich streiche dir deine aus dem Gesicht. „Darf ich das behalten? […] Ich brauche nichts mehr als das. Ich brauche nichts mehr…“
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